· Fachbeitrag · Beratung in der Offizin
Wichtige Hinweise für die Anwendung oraler Krebsmedikamente
von Dipl.-Kffr. (FH) Katja Löffler, PTA, Grasbrunn
| Neben den zahlreichen intravenösen Chemotherapeutika werden immer mehr Krebspatienten mit oral anzuwendenden Arzneiformen behandelt. Für die Betroffenen hat dies den Vorteil, dass sie ihre Medikamente zu Hause selbstständig einnehmen können und nicht für eine Infusion ins Krankenhaus oder in die Arztpraxis fahren müssen. Der Nachteil dieser Therapieform liegt darin, dass die Patienten die Wirksamkeit und das Auftreten von Nebenwirkungen bei der Einnahme von Tabletten oder Kapseln häufig unterschätzen. Hier kann das Apothekenteam für Aufklärung sorgen. |
Grundlagen der Beratung
Eine Chemotherapie, die nicht unter der Aufsicht eines Arztes stattfindet, wirkt für viele Kunden „harmloser“. Doch auch wenn bei oral anzuwendenden Chemotherapeutika z. B. das Risiko von Entzündungen an den Einstichstellen oder Schädigungen des umliegenden Gewebes wegfallen, sind sie dennoch stark wirksame Arzneimittel, deren Anwendung einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Um also onkologische Patienten qualifiziert und umfassend beraten zu können, sollten die pharmazeutischen Mitarbeiter Kenntnisse über die Wirkung und Anwendung der Arzneimittel und insbesondere den Umgang mit möglichen Neben- und Wechselwirkungen haben. Hierzu empfiehlt sich die Teilnahme an speziellen Fort- und Weiterbildungen. Ebenso sollten sie den Kunden wichtige Tipps zum Umgang und zur Aufbewahrung der verordneten Arzneimittel geben.
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Compliance verbessern
Die Anwendung und Dosierung oraler Krebsmedikamente ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. So kann die Einnahme beispielsweise einmal täglich, mehrmals täglich, einmal wöchentlich oder mit ganz individuellen Einnahmepausen erfolgen. Außerdem müssen einige Wirkstoffe in bestimmten Abständen zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Um die richtige Wirkung der Medikamente sicherzustellen und das Auftreten von Nebenwirkungen weitestgehend zu reduzieren, sollten sich die Patienten unbedingt an den vorgegebenen Einnahmeplan halten. Erfahrungsgemäß halten sich aber mehr als die Hälfte der Patienten nicht an den Therapieplan bzw. brechen die Behandlung sogar vorzeitig ab. Hat der Patient dagegen verstanden, welchen Nutzen er aus der korrekten Anwendung der Arzneimittel zieht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er die Mittel auch richtig einnehmen wird.
PRAXISHINWEIS | Fragen Sie die betroffenen Patienten bzw. deren Angehörige, ob der behandelnde Arzt einen Therapieplan für sie erstellt hat, und besprechen Sie diesen. Erklären Sie Art und Häufigkeit der Einnahme mit leicht verständlichen Worten und erläutern Sie, warum bei manchen Mitteln ein fester Abstand zu den Mahlzeiten, zu bestimmten Nahrungsmitteln oder zur Einnahme eines anderen Arzneimittels einzuhalten ist. |
Beratung zu möglichen Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen der Wirkstoffe, mit denen Krebspatienten behandelt werden, sind Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen der Schleimhäute (Mukositis) wie z. B. der Mund- oder Darmschleimhaut, Durchfälle, Hautreaktionen, Haarausfall und Beeinträchtigungen der Blutbildung sowie des Immunsystems.
PRAXISHINWEIS | Für Krebspatienten können Sie ein Infoblatt erstellen, auf dem die häufigsten Nebenwirkungen des jeweils verordneten Medikaments knapp zusammengefasst und sinnvolle Gegenmaßnahmen bzw. zusätzlich einzunehmende Medikamente aufgelistet sind. Auch sollte ein ergänzender Hinweis gegeben werden, wann eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig ist. |
Übelkeit und Erbrechen
Die in der Therapie verwendeten Wirkstoffe besitzen ein unterschiedlich hohes emetogenes Potenzial. Doch gerade ständige Übelkeit und häufiges Erbrechen beeinträchtigen die Lebensqualität von Tumorpatienten enorm und sind der häufigste Grund, weshalb die Behandlung vorzeitig abgebrochen wird. Deshalb erhalten die meisten Patienten von ihrem Arzt zusätzlich Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen verordnet. Zur Behandlung der Übelkeit kommen verschiedene Substanzen - manchmal auch in Kombination - zum Einsatz. Die Aufgabe des Apothekenteams besteht nun darin, die Kunden zu motivieren, diese Mittel richtig und rechtzeitig anzuwenden. So müssen beispielsweise Serotonin-Antagonisten in der Regel eine Stunde vor Therapiebeginn verabreicht werden, damit deren antiemetogene Wirkung schon eingesetzt hat bevor die Übelkeit auftreten kann.
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Durchfälle
Durch die Chemotherapie verursachte Durchfälle müssen umgehend mit entsprechenden Arzneimitteln wie z. B. Loperamid behandelt werden, denn der starke Wasser- und Elektrolytverlust schwächt den Körper und kann ein Absinken des Blutdrucks sowie Schwindelanfälle zur Folge haben. Bei Durchfällen, die länger als einen Tag dauern, sollten die Kunden einen Arzt aufsuchen. Sehr häufig auftretende Stühle (mehr als sieben pro Tag) oder Durchfälle, die länger als drei Tage anhalten, müssen in der Klinik behandelt werden.
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Entzündungen der Mundschleimhaut
Entzündungen der Mundschleimhaut erschweren sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Medikamenteneinnahme. Sie werden mit schmerzstillendem Mundgel und/oder Mundspülungen, die beispielsweise Benzydaminhydrochlorid enthalten, behandelt.
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Hautirritationen und Hand-Fuß-Syndrom
Manche Patienten reagieren auf die Chemotherapie mit Hautreizungen und -entzündungen. Zu Beginn kommt es oftmals zu akneartigen Veränderungen der Haut. In der Folge trocknet die Haut aus und wird schuppig sowie lichtempfindlich. Beim sogenannten Hand-Fuß-Syndrom entstehen schmerzhafte Schwellungen und Rötungen an den Fußsohlen und den Händen.
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