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· Fachbeitrag · Anwaltsmarkt

Zukunftsmodell umfassende Seniorenberatung

| Wegen der starken Nachfrage haben sich viele Anwälte auf das Rentenrecht spezialisiert. Was häufig übersehen wird: Juristische Probleme älterer Menschen sind immer häufiger mit weitergehenden Fragen zur Lebensgestaltung im Alter verzahnt. Das macht es Anwälten möglich, individuelle und zeitlich breit angelegte Beratungskonzepte anzubieten. Welcher Mentalitätswandel dafür notwendig ist, erklärt dieser Beitrag. |

1. Beratungsbedarf vorhanden

Eine alternde Gesellschaft, digitales Erbe, komplexes Rentenrecht: Ältere Mandanten benötigen längst nicht nur juristischen Rat, wenn konkrete Einzelentscheidungen anstehen. Neue Wohnformen und Arbeitsmodelle sowie die Digitalisierung haben das gesellschaftliche Leben stark verändert und hiervon sind insbesondere ältere Menschen betroffen. Nur wenige Anwälte haben bislang das Potential erkannt, tief in das Alltagsleben älterer Menschen greifende Beratungskonzepte anzubieten.

2. Individuelle Beratungskonzepte für Senioren entwickeln

Der Ansatz ist einfach: Statt sich auf konkrete Arbeitsbereiche zu beschränkten, nimmt der Anwalt nun eine begleitende Rolle ein: Er wird zum „Lebensabschnittsberater“. Er ist stets ansprechbar zu Fragen, die in den nächsten fünf oder sechs Jahren auf den Mandanten zukommen können. Selbstverständlich abhängig von den Lebensplänen des Mandanten.

 

 

PRAXISTIPP | Der Ansatz mit einer kontinuierlichen, langfristigen Beratung kann gelingen, wenn der Anwalt verschiedene Konzepte vorstellt, die beratungsintensive Bereiche abdecken. Vereinbart werden kann beispielsweise ein Festhonorar über ein halbes oder das gesamte Jahr für eine Einzelperson oder Gruppe (vgl. 2.) mit festen Zeitkontingenten, die von den Mandanten nach eigenen Wünschen verbraucht werden können.

 

Die Rechtsdienstleistung wird umso attraktiver, je individueller der Anwalt im Vertragszeitraum Kontakte anbietet: regelmäßig in der Woche, spontan bei konkreten Anlässen oder regelmäßigen Hausbesuchen.

 

3. Modelle für Senioren-WGs und Wohngruppen entwickeln

Viele Senioren leben heute in Wohnmodellen, die vor Jahren noch gar nicht vorstellbar waren. Auch hier kann der Anwalt ansetzen und Mitgliedern von Wohngruppen oder mehreren Mitbewohnern Gruppenberatungen anbieten, Informationsabende veranstalten und passende Gesamtpakete schnüren. Wer einen oder mehrere Mandanten in dieser Form über längere Zeit oder gar Jahre berät, baut nicht nur ein festes Vertrauensverhältnis auf, sondern wird begleitend auch Mandatsakquise betreiben, denn seine Mandanten werden ihn weiterempfehlen oder es stoßen Interessierte oder Freunde des Mandanten zu einem Beratungsgespräch hinzu.

 

PRAXISTIPP | Verbraucher- und juristische Fragen überlappen im modernen Alltag immer enger, sodass der Anwalt als Schlüsselperson hier beratend und bei Bedarf mit dem notwendigen juristischen Hintergrund unterstützen kann.

 

4. Den eigenen Anwalt auf dem Schirm haben

Ältere Mandanten sind körperlich häufig eingeschränkt und begrüßen digitale Kommunikationsformen, die Ihnen Wege ersparen und niedrigschwellig Kontakte zu vertrauen Personen und Behörden ermöglichen. Wer via Videoleitung auch mit seinem Anwalt in Kontakt treten kann, wird dies schätzen. Bieten Sie daher elektronische (z. B. via Skype oder Messengerdienste) Kontaktmöglichkeiten an.

 

PRAXISTIPP | Kommunikationsformen wie E-Mail oder Videotelefonie sind nicht sicher. Wer Mandanten eine breite Palette auch digitaler Kontaktmöglichkeiten anbietet, sollte zum einen sichere Anbieter wählen (Messengerdienste wie Signal oder Threema ermöglichen verschlüsselte Übertragungswege). Zum anderen sollte er Mandanten belehren und das Einverständnis schriftlich (direkt in der Vollmacht oder in gesonderter Einverständniserklärung) dokumentieren.

 

Weiterführende Hinweise

  • Vertretungsbefugt nur in rentenrechtlichen Fragen, SR 16, 38
  • So schützen „Silversurfer“ ihr Online-Leben und sichern Vertrauenspersonen den Datenzugang , SR 19, 125
Quelle: Ausgabe 08 / 2019 | Seite 141 | ID 46033743