25.01.2011 | Praxisbewertung

Hinweise der Bundessteuerberaterkammer

von WP StB Dipl.-Kaufm. Gerrit Grewe, Berlin

Die Hinweise der BStBK (30.6.10, www.iww.de/sl16) sprechen beim Umsatzverfahren nicht von Wertermittlung, sondern (zutreffend) nur von Schätzung. Dennoch ist problematisch, dass der in der Vergangenheit erzielte Umsatz in vergleichbarem Umfang auch weiterhin zu verwirklichen sein soll. Auch bei der Umsatzmultiplikatormethode sollten die Berechnungsgrundlagen zukunftsgerichtet sein. Wird der Kaufpreis mit einer Multiplikatormethode ermittelt, sollte entgegen der Ansicht der BStBK nicht nur die Umsatzmultiplikatormethode, sondern zusätzlich auch die Ergebnismultiplikatormethode herangezogen werden.

1. Methodischer Grundsatz

Ob eine umfassende betriebswirtschaftliche Unternehmensbewertung durchgeführt wird oder der am Markt erzielbare Preis über ein vereinfachtes Preisfindungsverfahren geschätzt wird, ist nach Ansicht der BStBK von der Zielsetzung des Anwenders und dem Anlass für die Wertermittlung abhängig. Nach Fischer/Wanagas (DStR 10, 1853), beide Referentinnen in der BStBK, habe bei der Formulierung der Hinweise der BStBK die Situation der Einzelpraxis bzw. der kleinen Sozietät im Mittelpunkt der Erörterungen gestanden. Kleinen Praxen fehle die betriebswirtschaftliche Erfahrung, weswegen die Hinweise der BStBK eine Orientierung sein sollen. Kaufpreisschätzungen nach dem Umsatzverfahren seien eine geeigneteGrundlage, um im Vorfeld der Preisfindung den Wert einer Praxis einschätzen zu können. Insofern machen Fischer/Wanagas das Zugeständnis, dass das Umsatzverfahren keine alleinige Grundlage der Preisfindung sein kann.

Gemäß gefestigter betriebswirtschaftlicher Lehre und Praxis wird der Unternehmenswert demgegenüber als Barwert der zu erwartenden Nettoüberschüsse, als Zukunftserfolgswert, ermittelt. Hierzu dienen das Ertragswertverfahren und das Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF-Verfahren), die beide auf dem Kapitalwertkalkül beruhen. Vereinfachte Preisfindungen dienen allein zur Plausibilisierung des ermittelten Zukunftserfolgswerts, vgl. Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW): Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen (IDW S1). Gleichwohl räumt auch das IDW ein, Multiplikatoren würden in der Praxis zur Ermittlung der Marktpreise für kleinere Dienstleistungsunternehmen angewandt.