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Löhne und Gehälter steigen kaum ‒ Verlierer: Gastronomie und verarbeitendes Gewerbe

Bild: © mnimage - stock.adobe.com

| Löhne und Gehälter sind im Jahr 2020 nur um 26 Euro gestiegen. Das ist der niedrigste Anstieg der Entgelte seit 2009. Verlierer sind Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe. Der Corona-Effekt und das damit verbundene Kurzarbeitergeld haben dafür den Ausschlag gegeben. Aber auch die Unterschiede zwischen West und Ost sind noch deutlich sichtbar, geht aus dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, der jeweils zum 31.12. seine Daten erhebt. |

 

Das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten lag im vergangenen Jahr bei 3.427 Euro. Verglichen mit 2019 sind die Löhne und Gehälter damit um 26 Euro gestiegen. Der niedrigste Anstieg seit 2009. Damals stiegen die Entgelte durch die Wirtschafts- und Finanzkrise lediglich um 20 Euro. Erwartbar ist, dass auch im laufenden Jahr Arbeitgeber kaum Lohnentwicklungen auf höherem Niveau ermöglichen können.

 

Beachten Sie |

  • Medianentgelt heißt, dass die eine Hälfte der Beschäftigten ein Entgelt erzielt, das unter dem Median liegt. Die andere Hälfte liegt darüber.
  • Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erfasst Löhne und Gehälter nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung, die im vergangenen Jahr bei 6.900 Euro in Westdeutschland und 6.450 Euro in Ostdeutschland lag. Besserverdiener werden damit nur bis zu dieser Grenze erfasst. „Es ist nicht für alle Beschäftigten bekannt, wie hoch das tatsächlich erzielte Entgelt war“, sagt die BA.

 

 

Unterschiede in den Branchen

Gesunken sind die Medianentgelte im Jahresvergleich im Verarbeitenden Gewerbe (- 44 Euro) und im Gastgewerbe (- 79 Euro). Ein Plus gab es dagegen bei Versicherungsdienstleistungen (+ 111 Euro), im Gesundheits- und Sozialwesen (+ 80 Euro) sowie Erziehung und Unterricht (+ 77 Euro).

 

Vor allem die starke Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld hat im vergangenen Jahr den Anstieg bei den Entgelten stark gebremst. Auch ausbleibende Sonderzahlungen oder ausgesetzte Erhöhungen bewirken den schwächeren Anstieg.

Corona-Effekt macht ein Minus von 69 Euro aus

Den „Corona-Effekt“ beziffert die BA auf 69 Euro. Ohne Einfluss der Pandemie wären die Entgelte erfahrungsgemäß zusätzlich um diese Summe gestiegen. Der Effekt wird errechnet, indem die Medianentgelte der vergangenen Jahre fortgeschrieben werden.

Vorteile haben gut Ausgebildete und Konzernbeschäftigte

Unabhängig von der Pandemie entscheidet die berufliche Qualifikation sehr stark über die Entgelthöhe. Für Beschäftigte mit akademischem Abschluss liegt der Median bei 5.265 Euro und mit einem anerkannten Berufsabschluss bei 3.300 Euro. Beschäftigte ohne Berufsabschluss erzielen dagegen nur 2.515 Euro.

 

Auch die Größe des Unternehmens entscheidet über das Entgelt. In Großunternehmen mit 250 und mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt der Median mit 4.259 Euro am höchsten, in Kleinstunternehmen mit weniger als zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 2.523 Euro am niedrigsten.

Unterschied zwischen West und Ost noch immer hoch

Die Unterschiede zwischen West und Ost sind weiterhin hoch, die Schere schließt sich jedoch langsam. In Westdeutschland lag der Median mit 3.540 Euro um 650 Euro über dem Niveau der ostdeutschen Länder inkl. Berlin (2.890 Euro). Im Jahr 2019 betrug die Differenz noch 699 Euro.

 

  • Tipp | Mit dem Entgeltatlas können Sie Ihre Branche abchecken.

Spielen Sie die Berufsbilder Ihrer Branche durch ‒ hier im Entgeltatlas der BA Dort können die Entgelte für alle Berufe abgerufen werden. Geben Sie Berufe Ihrer Branche (Steuerberater, Architekt, Rechtsanwalt etc.) ein. Beachten Sie aber, dass Sie nicht mehr Gehalt sehen, weil die BA nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze sauber erfassen kann. Die Daten basieren auf der Meldung der Arbeitgeber zur Sozialversicherung.

 

(JT)

 

Quelle | PM Nr. 27/21 der BA

Quelle: ID 47531821