· Fachbeitrag · Therapieangebot
Zirkeltraining in der Physiotherapiepraxis
von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| Im Schulsport meist verhasst galt das Zirkeltraining für viele schon als aufs Abstellgleis geschoben. Dennoch erlebt es gerade in Fitnessstudios und Physiopraxen eine Renaissance. Nicht zuletzt der CrossFit-Boom hat das Zirkeltraining wieder ins Rampenlicht gerückt und ihm in Verbindung mit funktionellen Übungen zu neuer Popularität verholfen. Zu Recht, denn diese Trainingsform ist weder altbacken noch ineffizient, sondern bietet enorme Freiheiten und Vorteile. Warum Zirkeltraining in Kursform sinnvoll ist und wie Sie es in Ihrer Praxis etablieren können, erklärt der folgende Beitrag. |
Zirkeltraining: Belastung und Pause im geregelten Wechsel
Ein typisches Zirkeltraining besteht aus verschiedenen Stationen mit jeweils unterschiedlichen Übungen, die nacheinander durchlaufen werden. Dieser Ablauf ist fest vorgegeben und meist zeitlich klar strukturiert. Es werden also feste Belastungs- und Pausenzeiten vorgegeben, anstatt sich an Wiederholungszahlen zu orientieren. Das erlaubt eine einheitliche Steuerung aller Teilnehmer und vermeidet Wartezeiten. Grundsätzlich ist die Anzahl an Stationen beliebig erweiterbar, allerdings reichen acht Stationen für ein umfassendes Training vollkommen aus. Auch kleinere Zirkel mit 2 oder 3 Stationen sind denkbar und vor allem im Praxisalltag gut umsetzbar.
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Sie benötigen nur wenig Ausstattung
Ein besonderer Vorteil ist, dass ein klassisches Zirkeltraining nur wenig Hilfsmittel und/oder Geräte erfordert. Natürlich gibt es auch Gerätezirkel, aber als Kursangebot sollte ein Zirkeltraining vor allem freie Übungen umfassen. Neben Matten, die normalerweise ohnehin vorhanden sind, bieten sich vor allem Kleingeräte an, wie z. B. Thera-Bänder, Kurzhanteln/Kettlebells (PP 04/2016, Seite 9), Bälle (Pezzibälle, kleine Gymnastikbälle), Tubes, Yoga-/Pilates-Rollen und Gymsticks.
PRAXISTIPP | Grundsätzlich sind beim Aufbau eines Zirkeltrainings Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Verzichten Sie aber lieber auf zu komplizierte Übungen und/oder Hilfsmittel. So stellen Sie sicher, dass das Training im Fluss bleibt und nicht durch lange Erklärungen ins Stocken gerät. |
Einfache Organisation
Die Organisation eines Zirkeltrainings ist relativ einfach: Grundsätzlich können Sie es auf dieselbe Art und Weise anbieten, wie alle anderen Kursangebote. D. h., Sie legen einen Termin fest, an dem das Zirkeltraining stattfinden soll (Dauer optimalerweise 60 bis 90 Minuten). Planen Sie vorher ein,
- wie viele Stationen Sie anbieten wollen,
- was an diesen Stationen passieren soll (Übung, Hilfsmittel …) und
- was die Schwerpunkte des Zirkels sein sollen.
Legen Sie von vornherein eine maximale Teilnehmerzahl fest. Andernfalls riskieren Sie, dass der Zirkel ausufert bzw. die Anzahl der Stationen und die Teilnehmerzahl nicht übereinstimmen.
PRAXISTIPP | Machen Sie sich bei der Zeitplanung des Zirkels Gedanken über das Verhältnis von Belastung und Pause. Etabliert und bewährt hat sich ein Verhältnis von 2 : 1 (d. h. die Belastungsphase ist doppelt so lang wie die Pause). Die Belastungsphase selber sollte dabei nicht länger als 60 bis 90 Sekunden dauern. Haben Sie es eher mit einer älteren und weniger sporterfahrenen Klientel zu tun, planen Sie längere Pausen ein (ggf. ein Belastungs-Pausen-Verhältnis von 1 : 1). |
Ausbildung und Anerkennung als Präventionsmaßnahme
Um ein Zirkeltraining anzubieten ‒ ob auf der Trainingsfläche oder im Kursraum ‒, benötigen Sie als Physiotherapeut keinerlei formale Fortbildung oder Lizenz. Sie sollten sich allerdings in der Trainingslehre auskennen und wissen, warum Sie welche Übungen mit welcher Zielsetzung in den Zirkel integrieren.
Zirkeltraining ist eines der Angebote, die auch ohne weitere Fortbildung als Präventionskurs nach § 20 zertifiziert werden können. Notwendig dafür sind
- die Grundqualifikation (Examenszeugnis Physiotherapie),
- ein Stundenverlaufsplan mit Inhalten und
- ein Handout für die Teilnehmer.
PRAXISTIPP | Achten Sie bei der Kurskonzeption darauf, dass Sie entweder nur mit eigenem Körpergewicht arbeiten oder aber jeder Geräteübung eine Übung ohne Geräte gegenüberstellen. Welche weiteren Anforderungen bei der Konzeption für zertifizierte Präventionskurse gelten, lesen Sie in PP 04/2018, Seite 11). |