Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Chirurgie

    Postoperative Opioidgabe führt nicht selten zur Langzeiteinnahme

    Bei älteren Patienten werden auch nach unkomplizierten Eingriffen wie einer laparoskopischen Cholezystektomie, einer transurethralen Prostataresektion oder einer Katarakt-Op zur Schmerzlinderung nicht selten Opioide eingesetzt. Diese Therapie erhöht allerdings das Risiko einer langfristigen Opioidtherapie, verdeutlichen kanadische Studiendaten. Von mehr als 390.000 Opioid-naiven Patienten, bei denen eine Op mit kurzzeitigem Klinikaufenthalt nötig wurde, nahmen rund 7 % innerhalb von sieben Tagen nach der Op Opioide ein. Ein Jahr später betrug der Anteil der Patienten mit Opioid-Verordnungen 7,7 %; immerhin 10 % von diesen nahmen langfristig Opioide ein, das heißt hatten eine Verordnung über mindestens 60 Tage. Beim Stufe-III-Opioid Oxycodon war der Anteil der Therapierten von 5,4 % postoperativ sogar auf fast 16 % nach einem Jahr gestiegen. Insgesamt war das Risiko einer langfristigen Opioideinnahme bei Patienten, denen nach der Op ein Opioid verordnet worden war, um 44 % höher als bei Patienten ohne postoperative Opioideinnahme.

     

    Nach dem Ergebnis einer zweiten Analyse ist bei postoperativer Verordnung von NSAR das Risiko einer langfristigen Einnahme dieser Analgetika noch stärker erhöht, nämlich um rund das Vierfache im Vergleich zu Patienten, denen keine NSAR nach der Op verordnet worden waren. Die Häufigkeit von NSAR-Verordnungen bei frisch Operierten war mit 0,3 % allerdings sehr gering. Ein Jahr nach der Op wurden fast 8 % der Patienten mit NSAR behandelt.

     

    PRAXISHINWEIS | Nutzen und Risiken einer Schmerztherapie mit Opioiden bei Nicht-Tumorschmerzen sollten stets individuell gegeneinander abgewogen werden, schreiben Beth Darnall und Brett Stacey in einem Kommentar zur Studie. Dies gilt gerade bei älteren Patienten angesichts bekannter Opioid-Nebenwirkungen wie Sedierung und erhöhter Sturzgefahr und insbesondere bei Frauen mit erhöhtem Risiko für Opioid-induzierte Endokrinopathien.

    Zudem scheint eine kurzfristige Opioidgabe in nicht unerheblichem Maße zur langfristigen Einnahme dieser Schmerzmittel beizutragen. Ein langfristiger Opioid-Einsatz bei Patienten mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen ist kritisch zu sehen, schreiben Mark Sullivan und Jan Ballantyne aus Seattle in einem weiteren Studienkommentar und sollte stets von psychosozialen Maßnahmen begleitet werden.