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  • · Fachbeitrag · Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung

    ADHS wird zu häufig diagnostiziert

    Vermutungen, dass die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen zu häufig diagnostiziert wird, gibt es seit langem. Die Daten sprechen eigentlich für sich: Zwischen 1989 und 2001 stieg die Zahl der klinischen ADHS-Diagnosen um fast 400 %, die Ausgaben für ADHS-Medikamente, an erster Stelle Methylphenidat, haben sich zwischen 1993 und 2003 verneunfacht. Empirische Befunde einer Befragung von fast 500 Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und -psychiatern in Deutschland erhärten jetzt die These, dass ADHS überdiagnostiziert wird. Die Entscheidung für die Diagnose wird danach vor allem nach prototypischen Symptomen gefällt: motorische Unruhe, mangelnde Konzentration, Impulsivität, männliches Geschlecht. Diagnosealgorithmen und Einbeziehung standardisierter Befragungsinstrumente werden vernachlässigt. Dies ist nach Ansicht der Bochumer und Basler Autoren der Grund, dass bei identischen Symptomen deutlich häufiger bei Jungen als bei Mädchen ein ADHS diagnostiziert wird. Zudem diagnostizierten bei den exemplarischen Fallgeschichten männliche Therapeuten signifikant häufiger ein ADHS als weibliche.

     

    Quellen

    • Bruchmüller K, Schneider S: Fehldiagnose Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom? Empirische Befunde zur Frage der Überdiagnostizierung. Psychotherapeut 2012; 57(1): 77-89