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  • · Fachbeitrag · Risikostratifizierung

    Der HEART Score könnte eine kostensparende Hilfe bei Patienten mit Thoraxschmerzen sein

    | Eigentlich wäre der validierte HEART Score ein sicheres Instrument, um Patienten mit Thoraxschmerzen in Bezug auf das Risiko eines kardialen Notfalls einzuschätzen. Es mangelt aber an der Compliance der Ärzte. |

     

    An der Studie nahmen die Notfallabteilungen in neun niederländischen Krankenhäusern teil. Die Ärzte beurteilten alle Patienten mit Thoraxschmerzen zunächst so, wie sie es gewohnt waren. Per Los wurde alle sechs Wochen eine Klinik bestimmt, welche die Risikostratifizierung bei solchen Patienten eine Woche lang anstatt wie üblich nach dem HEART Score vornahm. 1.827 Patienten wurden insgesamt nach der Standardmethode beurteilt, 1.821 mithilfe des HEART Scores. Bei allen Patienten, die als „low risk“ eingestuft und nach Hause entlassen wurden, erfolgte am gleichen Tag oder am darauf folgenden Tag eine Troponinbestimmung. Primärer Endpunkt war die Zahl an „major adverse cardiac events“ (MACE) innerhalb von sechs Wochen nach der Untersuchung. Dazu zählen Todesfälle, Myokardinfarkte oder PCI.

     

    Von den 715 Patienten, die nach dem HEART Score ein niedriges Risiko hatten, erlitten 2 Prozent eine schwere kardiale Komplikation, darunter war auch ein Todesfall mit unklarer Ursache. Insgesamt war die Rate an MACEs in der HEART Score Gruppe 1,3 Prozent niedriger als in der Gruppe der Patienten mit Standardbeurteilung.

     

    In Bezug auf Re-Hospitalisationen (erneute Vorstellung auf der Notfallabteilung oder bei Allgemeinärzten) fanden sich keine Unterschiede. Nur klein war die Differenz bei den Kosten - was vermutlich dem mangelnden Vertrauen der Mediziner in den Score zuzuschreiben ist. 41 Prozent der Patienten, denen der HEART Score ein niedriges Risiko für ein MACE attestierte - und die folglich hätten nach Hause entlassen werden sollen - wurden dessen ungeachtet beobachtet, erneut getestet oder einem Belastungs-EKG unterzogen. Würde der HEART Score flächendeckend eingesetzt, würde dies für die Niederlande Einsparungen von etwa 41 Mio Euro jährlich bedeuten. Das ergab eine begleitende Kosten-Effektivitätsanalyse.

     

    PRAXISHINWEIS | Für jeden Buchstaben im Kürzel HEART werden zwei, einer oder Null Punkte vergeben. HEART steht für History (Anamnese hochverdächtig auf kardiales Ereignis/moderat/leicht); EKG (ST-Senkung/unspezifische Repolarisationsstörung/normal); Alter (≥ 65 J./ 45-65 J./ < 45 J.); Risikofaktoren für KHK (≥ 3/ 1-2 / keine); Troponin(≥ 3-fach über dem Normalwert/1-3-fach erhöht/normal). Bis zu einem Gesamtwert von maximal drei Punkten empfiehlt der Score, die Patienten nach Hause zu entlassen.

     

    Quelle

    • Poldervaart J: Effect of Using the HEART Score in Patients With Chest Pain in the Emergency Department: A Stepped-Wedge, Cluster Randomized Trial, Ann Intern Med. 2017; 166(10):689-697

    Abstract

    Link zum Score

    Quelle: Ausgabe 06 / 2017 | Seite 1 | ID 44715992