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  • · Fachbeitrag · Hypertonie

    Neue europäische Leitlinie zum Hypertonie-Management

    Abschied vom Konzept „Je tiefer, desto besser“ und ‒ laut Professor Dr. 
Giuseppe Mancia aus Mailand ‒ „Rückkehr zu einer konservativeren Einstellung“ beim Hypertonie-Management. So lauten die gravierendsten Änderungen bei den aktuellen Empfehlungen der ­European Society of Hypertension (ESH) und der European Society of Cardiology (ESC). Das neue, 77 Seiten starke Dokument, das ESC und ESH auf dem letzten ESH-Kongress in Mailand vorstellten, löst die Empfehlungen aus dem Jahr 2007 ab.

     

    Bei allen Hypertonikern wird jetzt das einheitliche Blutdruckziel 
< 140/90 mmHg empfohlen und bei Risikopatienten nicht mehr wie bisher allgemein der strengere Zielwert < 130/80 mmHg. Denn es gibt bekanntlich einige Studien, denen zufolge bei besonders ­aggressiver Blutdrucksenkung das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wieder steigt. Aber kleine Ausnahmen gelten noch immer: Bei Diabetikern sollte der diastolische Wert möglichst unter 85 mmHg gesenkt werden und bei älteren Patienten mit 
Komorbiditäten oder körperlichen Einschränkungen können die systolischen Werte auch zwischen 140 und 150 mmHg liegen.

     

    Bei den Empfehlungen zur Pharmakotherapie gibt es wenig Änderungen: 
Alle fünf Antihypertensivaklassen ‒ Diuretika, Betablocker, Kalziumkanal-
blocker (CCA), ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB) ‒ stehen weiterhin gleichberechtigt nebeneinander. Die Behandlung kann auch bereits zu Beginn als Kombinationstherapie erfolgen, wenn der Ausgangsblutdruck sehr hoch ist oder die Patienten ein hohes kardiovaskuläres Risiko haben. Als gut geeignete Kombipartner werden Thiaziddiuretika plus ARB, CCA oder ACE-Hemmer und CCA plus ARB oder ACE-Hemmer genannt. Eine kombinierte RAS-Blockade wird wegen des Risikos einer Hyperkaliämie und eines Nieren­versagens nicht empfohlen. Die renale Denervation bei Patienten mit therapie­resistenter Hypertonie wird von den Leitlinien-Autoren als „viel­versprechende Methode“ bewertet. Es seien zur Beurteilung des Stellenwerts aber noch mehr Studiendaten zum langfristigen Nutzen erforderlich.