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  • · Fachbeitrag · Hypertonie

    Erhebliche Blutdrucksenkung ohne Medikamente möglich

    | Ein gesunder Lebensstil könnte drei Viertel aller Hypertonie-Fälle vermeiden. Professor Dr. Thomas Lenz, niedergelassener Nephrologe in Ludwigshafen, gab beim Deutschen Internistenkongress in Mannheim einen Überblick. |

     

    • Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Blutdrucksenkung:
    • Alkoholreduktion: Der Effekt hängt davon ab, wie viel bisher konsumiert wurde. Bei Personen mit moderatem Alkoholkonsum < 25 g täglich (bis ein Viertel Wein oder zwei kleine Gläser Bier) hat eine Reduktion der Alkoholmenge keinen Effekt auf den Blutdruck. Bei höherem Konsum ist durch eine Reduktion eine Blutdrucksenkung von im Mittel -5,5/-3,9 mmHg zu erreichen.

     

    • Entspannungsübungen: Der Nutzen von autogenem Training, Meditation, Yoga u. a. Entspannungsmethoden für Hypertoniker bleibt gemäß einer Meta-Analyse von 17 Studien unbewiesen (Nagele E et al., J Hypertens 2014; 32: 1936-44). Am besten seien die Daten für Meditation, die mit einer leichten Blutdrucksenkung in einer Größenordnung von -3/-2 mmHg korrelierte. Langzeitdaten fehlen allerdings.

     

    • Ernährungsumstellung: Der Nutzen von DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) oder mediterraner Kost ist nach Ansicht von Lenz eng mit geringer Kochsalzzufuhr verbunden. Man müsse sich so gut wie täglich gesund ernähren, um den Blutdruck günstig zu beeinflussen. Erst ab hoher Adhärenz nahm bei der DASH-Diät die Zahl der Hypertoniker deutlich ab (Luz M et al., J Hypertens 2012; 30: 1373-82). Durch eine deutliche Kochsalzreduktion über mindestens vier Wochen (-4,4 g täglich) sinkt laut einem Cochrane-Review von 34 Studien der Blutdruck von Hypertonikern um -5,3/-2,8 mmHg (He FJ et al., BMJ 2013; 346: bmj.f1325). Multifaktoriell sei durch Ernährungsumstellung eine Reduktion von bis zu -11/-6 mmHg möglich, so Lenz.

     

    • Gewichtsreduktion: Bis zu 40 Prozent des Blutdruckanstiegs sind durch Übergewicht bedingt. Eine Rolle spielen dabei die Zunahme der Salzsensitivität und die Stimulation des Sympathikotonus. Relevant ist vor allem Adipositas (BMI > 30). Etwa ein Fünftel aller Übergewichtigen seien normotensiv. Bei den stark Übergewichtigen sind die Effekte einer deutlichen Gewichtsreduktion auf den Blutdruck am stärksten. In einer älteren Studie korrelierte eine Gewichtsreduktion um 20 kg in drei Monaten mit einem Abfall des systolischen Blutdrucks um 15 mmHg (Tuck ML et al., NEJM 1981; 304: 930-33).

     

    • Bewegung: Der Nutzen von Ausdauertraining wurde in einer Meta-Analyse von 17 Studien mit 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABDM) dokumentiert (Cornellissen V et al., J Hypertens 2013; 31: 639-48). Der Blutdruck sank in der Trainingsgruppe tagsüber um -3/-3 mmHg, unverändert blieb allerdings der nächtliche Blutdruck. In Studien ohne ABDM erzielte Training eine Reduktion von -7/-5 mmHg.
     

    Alle genannten Interventionen werden in deutschen und internationalen Leitlinien als Klasse-I- Empfehlungen eingestuft. Außerdem ist Nikotinstopp eine Option. Zwar sind Langzeiteffekte nicht dokumentiert, aber der übliche Blutdruckanstieg beim Rauchen (5 - 20 mmHg systolisch) bleibt aus.