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  • 22.08.2008 | Thrombose

    Neue US-Empfehlungen zur Lyse- und antithrombotischen Therapie

    Die antithrombotische und thrombolytische Therapie ist ein kompliziertes Unterfangen: In welchen Situationen, wie lange und wie intensiv müssen welche Patienten behandelt werden? Unter welchen Bedingungen darf oder muss die Therapie ausgesetzt werden? Welche Untersuchungen sind für die Therapieüberwachung nötig? Antworten finden sich in den kürzlich veröffentlichten neuen Leitlinien des American College of Chest Physicians (ACCP). 

     

    Neu ist ein ganzes Kapitel zum perioperativen Thrombosemanagement. Demnach müssen orale Antikoagulanzien (OAK) nicht zwangsläufig fünf Tage vor operativen Eingriffen abgesetzt und bei Absinken der INR (International Normalized Ratio) durch Heparine überbrückt werden. Bei niedrigem Risiko für Thromboembolien könne mitunter auf das „Bridging“ verzichtet oder nur eine Prophylaxe-Dosis gegeben werden. Sollte die INR ein bis zwei Tage vor der Operation noch über 1,5 liegen, wird in den Leitlinien die Gabe von 1-2 mg Vitamin K oral empfohlen. Bei kleineren Eingriffen etwa an der Haut oder Kataraktoperationen sei es sogar zu vertreten, OAK perioperativ weiterzugeben. Gegebenenfalls kann die Dosis etwas verringert oder bei Bedarf auch niedrig dosiertes Vitamin K verabreicht werden. Acetylsalicylsäure (ASS) kann nach den Empfehlungen perioperativ weiter gegeben werden, während Clopidogrel fünf bis sieben Tage präoperativ abgesetzt werden sollte. Eine Ausnahme stellen allerdings Implantationen von Koronarstents dar: Bei einfachen Metallstents müssen ASS und Clopidogrel in den ersten sechs Wochen nach Implantation perioperativ weitergegeben werden, bei beschichteten Stents sogar innerhalb des ganzen ersten Jahres. 

     

    Die rund 900 Seiten umfassenden Leitlinien (bzw. eine Zusammenfassung auf 34 Seiten) enthalten eine Fülle von Informationen, u.a. zur Behandlung von Schwangeren oder Kindern mit schweren Herz-Kreislauferkrankungen sowie zur Thromboseprophylaxe bei Heparin-induzierter Thrombopenie. So sollten Schwangere OAK wegen teratogener Wirkungen und der Gefahr von Fehlgeburten absetzen und stattdessen Heparin spritzen. Nur bei Herzklappen älterer Generation oder bei mechanischen Klappen und bereits durchgemachter Thromboembolie dürfen OAK nicht abgesetzt werden, da mit anderen antithrombotischen Medikamenten Schlaganfälle oder Klappenthrombosierungen nicht sicher genug verhindert werden können. 

     

    Quelle