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  • 27.05.2008 | Schwangerschaft

    Neue Empfehlungen zum Einsatz von Psychotropika in der Schwangerschaft

    Das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) hat seine Empfehlungen zur Behandlung von Frauen mit psychiatrischen Erkrankungen während der Schwangerschaft und Stillzeit aktualisiert. Klar hervorgehoben wird jetzt, dass nicht oder unzureichend behandelte Erkrankungen den Verlauf der Schwangerschaft ungünstig beeinflussen können. Andererseits: Alle psychotropen Präparate sind placentagängig und sowohl in der Amnionflüssigkeit als auch in der Muttermilch nachweisbar. 

     

    Eine antidepressive Therapie sollte bei Schwangeren in Abhängigkeit von der Erkrankungsschwere individuell erfolgen. Paroxetin sollte aufgrund von Hinweisen auf eine Förderung kongenitaler Herzanomalien gemieden werden; bei anderen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern gibt es keine Hinweise auf teratogene Wirkungen. Die Daten zu anderen Antidepressivaklassen sind limitiert. Ob eine längerfristige Benzodiazepintherapie der werdenden Mutter beim Kind zu Verhaltensauffälligkeiten führt, ist unklar. Das Risiko für Kieferspalten wird dadurch geringfügig erhöht. Lithium erhöht das Risiko für neonatale Herzfehlbildungen um den Faktor 1,2 bis 7,7 und für alle angeborenen Fehlbildungen um den Faktor 1,5 bis 3. Die Autoren raten dazu, eine Lithiumtherapie bei Frauen mit milden bipolaren Störungen möglichst vor der Konzeption auszuschleichen; bei Frauen mit mittelgradigem Risiko für Rezidive sollte die Therapie ausgesetzt werden, bis die fetale Organbildung abgeschlossen ist; Frauen mit hohem Rezidivrisiko sollten die Therapie fortsetzen. Valproat und Carbamazepin sollten in der Schwangerschaft gemieden werden; als sichere Alternative erscheint Lamotrigin. Die Sicherheit von Atypika in der Schwangerschaft ist besser dokumentiert als die von typischen Neuroleptika. 

     

    Praxistipp

    Bei schwangeren Frauen mit psychiatrischen Erkrankungen sollten die Risiken einer medikamentösen Therapie gegen die möglichen Auswirkungen einer unbehandelten Erkrankung individuell abgewogen werden. Empfehlenswert ist eine multimodale Betreuung unter Einbeziehung von Geburtshelfer, Psychiater und Primärarzt. Ein einzelnes Präparat in höherer Dosierung sollte gegenüber einer Behandlung mit mehreren Präparaten bevorzugt werden. 

     

    Quelle

    • Stowe Z et al.: ACOG Practice Bulletin No. 92: Use of Psychiatric Medications During Pregnancy and Lactation. Obstet Gynecol 2008; 111: 1001-1020