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  • 30.08.2010 | Helicobacter pylori-Infektion

    Absolute Indikationen für Keimeradikation nur peptisches Ulkus und MALT-Lymphom

    Rund jeder vierte Erwachsene und jedes 20. Kind in Deutschland ist mit dem Magenkeim Helicobacter pylori (H.p.) infiziert. Noch wesentlich häufiger ist die Infektion bei Immigranten mit einer Prävalenz von 36 bis 86 Prozent. In Industrieländern nimmt die H.p.-Prävalenz allerdings ab und die Gefahr, die von der Infektion ausgeht, ist offenbar überschaubar. Obligat ist die Eradikation des Bakteriums inklusive anschließender Erfolgskontrolle laut der aktuellen S3-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) nur bei zwei Indikationen: beim aktuell bestehenden, abgeheilten oder anamnestisch bekannten peptischen Ulkus des Magens bzw. des Zwölffingerdarms einerseits und bei H.p.-positiven MALT-Lymphomen des Magens andererseits.  

    Bei funktioneller Dyspepsie hilft Eradikation nur selten

    Dagegen bessert die Eradikation bei endoskopisch negativer funktioneller Dyspepsie nur bei fünf bis zehn Prozent der Patienten die Symptome nachhaltig. Auch bei nicht-untersuchten dyspeptischen Beschwerden wird die „test-and-treat“-Strategie nicht mehr empfohlen. Bei asymptomatischer H.p.-assoziierter Gastritis kann die Keimelimination jedoch sinnvoll sein, wenn langfristig nicht-steroidale Antirheumatika oder Acetylsalicylsäure eingenommen werden sollen. Ebenfalls fakultativ ist die Eradikation bei lymphozytärer Gastritis, beim Morbus Ménétrier sowie bei Eisenmangelanämie und idiopathischer thrombozytopenischer Purpura als extragastralen Erkrankungen. Eine bestehende oder abgelaufene Refluxerkrankung beeinflusst die Eradikationsentscheidung dagegen nicht.  

    Beim Malt-Lymphom ist Eradikation kurativ

    Zentrale Bedeutung hat Helicobacter pylori bei der Entstehung und Progression von B-Zell-Lymphomen des MALT-Typs (mucosa associated lymphoid tissue). Hier ist die alleinige Eradikation eine kurative Therapie. Auch als Prophylaxe gegen das distale Magenkarzinom, für dessen Entstehung H.p. ein wesentlicher Risikofaktor ist, kann eine Eradikation wirksam sein. Dies gilt insbesondere für Patienten mit Pangastritis oder Corpus-assoziierter Gastritis, mit Magenadenom oder nach endoskopischer Mukosaresektion bei Magenfrühkarzinom. Ein erhöhtes Risiko tragen aber auch Verwandte ersten Grades von Magenkarzinom-Patienten.  

     

    Vor einer Eradikation sollten in der Regel zwei positive Testergebnisse - z.B. mittels Urease-Schnelltest, Histologie, Kultur, Stuhl-Antigentest oder PCR-Nachweis - vorliegen, bei bestehendem Ulcus duodeni genügt allerdings bereits ein positives Resultat im Urease-Schnelltest. Ein Test auf H.p. ist allerdings nur sinnvoll, wenn ein positives Resultat auch therapeutische Konsequenzen hat. Wichtig ist auch die Resistenzlage des Erregers vor Therapiebeginn.  

    Eradikationserfolg sollte bei mindestens 80 Prozent liegen

    Die zur Eradikation verwendeten Therapieschemata sollten laut kontrollierten Studien eine Erfolgsrate von mindestens 80 Prozent und eine Rate unerwünschter Wirkungen von höchstens fünf Prozent haben. Zur Erstbehandlung wird eine einwöchige Tripeltherapie (TT) mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI), Clarithromycin sowie entweder Metronidazol („italienische TT“) oder Amoxicillin („französische TT“) empfohlen, wobei die italienische Variante bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit möglicherweise Vorteile bietet. Ebenfalls möglich ist eine Sequenztherapie, bei der von Tag eins bis fünf ein PPI mit Amoxicillin kombiniert wird. Von Tag sechs bis zehn wird der PPI dagegen mit Clarithromycin und einem Imidazolderivat kombiniert. Absolute Kontraindikationen gegen diese Therapieformen sind nicht bekannt. Eine vorgeschaltete Säurehemmung mit einem PPI beeinflusst - ebenso wie eine Probiotika-Einnahme - den Therapieerfolg nicht. Dessen Kontrolle (vorzugsweise mit einem Atemtest oder einem Stuhlantigentest) ist generell sinnvoll, allerdings frühestens vier Wochen nach Abschluss der Tripeltherapie. Rezidivinfektionen nach erfolgreicher Eradikation sind in den Industrieländern selten.  

    Erneute Therapie ohne Resistenzbestimmung möglich