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Arbeit und Zufriedenheit ‒ Was Männer und Frauen glücklich macht

Bild: © Drobot Dean - stock.adobe.com

| Wieviel Arbeit macht zufrieden? Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen Männern und Frauen, zwischen Müttern und Nicht-Müttern, zwischen Vätern und Nicht-Vätern. Antworten auf diese Fragen interessieren nicht nur vor dem Hintergrund der Debatten zur Geschlechter-Gerechtigkeit, sondern sie können auch einem Arbeitgeber bei der Einschätzung der eigenen Mitarbeiter Orientierung geben. Eine länderübergreifende Untersuchung zum Thema hat Ergebnisse geliefert, die signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern offenbaren ‒ und ein überraschend traditionelles Rollenbild vermitteln. |

 

Insbesondere Väter zufriedener, wenn sie mehr arbeiten

Das Kernergebnis der Untersuchung des Soziologen Prof. Dr. Martin Schröder von der Universität Marburg lautet, dass die Zufriedenheit der Männer und insbesondere der Väter in allen sieben untersuchten Ländern rund um den Globus steil mit der Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden ansteigt. Grundlage waren rund 750.000 Beobachtungen in Deutschland, UK, Australien, Südkorea, Russland, der Schweiz und den USA. Anders sieht dies bei den Frauen aus. Bei kinderlosen Frauen hängt die Zufriedenheit merklich weniger von der Arbeitszeit ab und bei den Müttern beinahe gar nicht.

 

 

Mütter zufriedener, wenn der Mann länger arbeitet

Ein weiteres Untersuchungsergebnis ist ebenfalls bemerkenswert: Empirisch zeigt sich demnach, dass Frauen und insbesondere Mütter zufriedener sind, je länger der männliche Partner arbeitet. Andersherum hängt die Zufriedenheit der Männer kaum davon ab, wieviel Zeit der weibliche Partner mit einer Erwerbstätigkeit verbringt. Bei einer etwas differenzierteren Betrachtung zeigt sich zudem, dass die Unterschiede zwischen den Ergebnissen für Männer und Frauen in denjenigen Gesellschaften bzw. Regionen starrer sind, in denen traditionelle Geschlechterrollen stärker verankert sind.

 

Der Soziologe Winter kommt insgesamt zu dem Schluss, dass die Untersuchungsergebnisse eher die sogenannte Rollenkonfliktheorie (role conflict theory) stützen. Danach seien die Menschen eher zufrieden, wenn sie sich auf eine Rolle fokussieren. Männer seien demnach besonders zufrieden, wenn sie länger arbeiten und Frauen, wenn sie kürzer arbeiten, heißt es in der Studienzusammenfassung.

 

Fazit: Wunsch-Arbeitszeiten ermöglichen und nicht wundern

Welche Schlüsse können Arbeitgeber nun aus diesen Erkenntnissen ziehen? Prof. Martin Schröder, der auch Buchautor („Wann sind wir wirklich zufrieden?“) ist, legte auf Anfrage von CE Chef easy seine Auffassung dar. Demnach sollten Arbeitgeber Männern und Frauen mit und ohne Kindern möglichst die gewünschten Arbeitszeiten anbieten. Doch wenn dabei herauskommen sollte, dass Männer und insbesondere Väter länger arbeiten wollen und damit augenscheinlich auch zufriedener sind als Frauen und insbesondere Mütter, so sei dies nicht überraschend. Es sei insbesondere auch kein Anlass zur Sorge, dass im eigenen Unternehmen irgendetwas schief läuft, so Winter. Diese Tendenzen würden nicht nur dem typischen Verhalten von Deutschen entsprechen, sondern von Menschen auf der ganzen Welt.

 

Quelle:

  • Schröder, M. Men Lose Life Satisfaction with Fewer Hours in Employment: Mothers Do Not Profit from Longer Employment - Evidence from Eight Panels. Soc Indic Res 152, 317‒334 (2020); doi.org/10.1007/s11205-020-02433-5

(BK)

Quelle: ID 46987708