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Fehlende Flexibilität im Job lässt 40 Prozent der Arbeitnehmer über Kündigung nachdenken

Bild: © DOC RABE Media - stock.adobe.com

| Anwesenheit von Montag bis Freitag, fixe Arbeitszeiten, fester Arbeitsplatz ‒ seit der Corona-Pandemie gehören diese Grundpfeiler des Arbeitslebens der Vergangenheit an. Flexible Regelungen sind vielfach etabliert, wie eine Studie von LinkedIn zeigt. 78 Prozent der Personalverantwortlichen sagen, dass in ihrem Unternehmen flexibles Arbeiten geregelt ist. Dennoch: Zwischen der Erwartungshaltung der Arbeitnehmer und dem, was Arbeitgeber anbieten, gibt es eine Diskrepanz. |

 

Zwischen dem, was Arbeitnehmer erwarten, und dem, was deutsche Unternehmen aktuell in punkto Flexibilität bieten, klafft eine große Lücke: Zwar glauben 83 Prozent der befragten Personalverantwortlichen, dass ihre Mitarbeiter mit den bestehenden Regelungen zum flexiblen Arbeiten zufrieden seien, doch erwägen 40 Prozent der Arbeitskräfte wegen fehlender Flexibilität, ihre Stelle zu kündigen. 17 Prozent hätten der Studie zufolge fehlende Flexibilität schon einmal mit einer Kündigung quittiert.

 

Dieser Umstand könnte Arbeitgebern zum Verhängnis werden, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn, betont: „Unternehmen müssen den Wunsch nach mehr Flexibilität ernst nehmen, wenn sie sich im Wettbewerb behaupten wollen.“ Die Studie zeigt dabei klar, welchen hohen Mehrwert Flexibilität im Job für beide Seiten stiftet: flexibles Arbeiten verbessert die mentale Gesundheit, sagen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber zu je 25 Prozent, und steigert darüber hinaus die Produktivität (32 Prozent Arbeitnehmer, 31 Prozent Arbeitgeber).

Flexibel arbeiten möchten vor allem Frauen - zu ihrem eigenen Nachteil?

Dass das Thema Flexibilität noch nicht zu Ende gedacht ist, zeigt die Studie im Hinblick auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung: Aktuell sind für Frauen flexible Modelle in vielerlei Hinsicht wichtiger als für Männer. So wünschen sie sich unter anderem häufiger Möglichkeiten zu Teil- (62 vs. 43 Prozent) oder Gleitzeit (48 vs. 33 Prozent), eine Vier-Tage-Woche (68 vs. 58 Prozent) oder reduzierte Stunden (61 vs. 49 Prozent). 56 Prozent der Personalverantwortlichen, die befragt wurden, gehen beispielsweise davon aus, dass mehr Flexibilität im Berufsalltag dazu führt, dass nach der Pandemie wieder mehr Männer zurück in die Büros gehen, während Frauen auch weiterhin in größerem Maße von von zu Hause arbeiten ‒ etwa, um sich dort „nebenbei“ um den Haushalt zu kümmern. Personalverantwortliche befürchten, für Frauen könnte es infolgedessen schwieriger werden, Beziehungen zu ihren Kollegen aufzubauen (22 Prozent), sie könnten gefühlt weniger berufliche Chancen erhalten (24 Prozent) und sich zudem weniger berechtigt fühlen, das einzufordern, was sie sich von ihrer Arbeit wünschen (23 Prozent).

 

Wittmann warnt: „Es droht eine Re-Traditionalisierung, zusätzlich befördert durch die Pandemie. Hier ist es höchste Zeit für ein Umdenken: Wir brauchen dringend eine einheitliche, geschlechterübergreifende Wahrnehmung von Flexibilität. Nur, wenn auch Männer flexible Arbeitsmodelle in allen Facetten nutzen und dadurch die derzeit vorherrschende Doppelbelastung der Frauen reduzieren, entsteht das Fundament für eine Arbeitswelt, die auch für Frauen gut funktioniert.“ Für Wittmann bedeutet das auch: „In der Arbeitswelt von morgen müssen wir Flexibilität breiter definieren ‒ wir brauchen flexible Konzepte für den Berufsalltag, aber auch für Auszeiten in Bezug auf die Lebensarbeitszeit, wie zum Beispiel Sabbaticals, eine Umschulung bzw. Weiterbildung oder ganz klassisch die Elternzeit.“

Schubkraft statt Stigma: Karrierebruch wird zum Karriere-Boost

Obwohl Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn laut 44 Prozent der Personalverantwortlichen häufiger werden, sind längere berufliche Auszeiten nach wie vor mit einem Stigma behaftet. 46 Prozent der Arbeitnehmer gehen davon aus, dass Kandidaten mit Lücke im Lebenslauf bei Bewerbungen weniger attraktiv wirken. Auf Seite der Unternehmen scheint hier jedoch ein Umdenken stattzufinden, wie die Studie zeigt: 46 Prozent der Personalverantwortlichen sind offen, jemanden einzustellen, der seine berufliche Laufbahn zeitweise unterbrochen hat. Nur 3 Prozent der befragten Personalverantwortlichen glauben, dass man in einer Karrierepause keine wertvollen Fähigkeiten erwirbt.

 

Dies deckt sich mit der Einschätzung von Arbeitnehmern, die bereits eine berufliche Auszeit eingelegt haben: Unabhängig vom Grund für ihre Karrierepause überwiegen für einen Großteil dieser Arbeitnehmer die Vorteile ihrer beruflichen Auszeit: sie konnten dadurch ihr Wohlbefinden steigern (63 Prozent), ihren weiteren Lebensweg sowie persönliche Ziele besser planen (57 Prozent) und neue Hard- und Soft-Skills erlernen. Besonders bei Themen wie Geduld (27 Prozent), Selbstbewusstsein (25 Prozent), Kreativität und Zeitmanagement (je 23 Prozent) sowie Problemlösungskompetenz (22 Prozent) gab ihnen die Auszeit einen großen Schub, den 71 Prozent von ihnen auch für ihre Arbeitgeber als wertvoll einstufen.

Auch berufliche Auszeiten sind wertvoll

Berufliche Auszeiten sollten daher wertgeschätzt werden, findet Wittmann: „Die Stigmatisierung von nicht linear verlaufenden Lebensläufen ist nicht mehr zeitgemäß. Offenheit auf allen Seiten für flexibles Arbeiten und berufliche Pausen stellt einen wichtigen Schritt hin zu mehr Chancengleichheit dar. Es ist an der Zeit, die Karrierepause salonfähig zu machen.“ Deshalb ist es wichtig, die unterschiedlichen Stationen in der beruflichen Entwicklung transparent darzustellen und wertzuschätzen.

 

Auch LinkedIn unterstützt dieses Ziel und hat unter anderem eine „Career Break“-Option auf der Plattform eingeführt. Diese bietet Mitgliedern eine neue Möglichkeit, Arbeitsunterbrechungen in ihrem LinkedIn-Profil kenntlich zu machen.

 

Zur Studie

Censuswide hat im Auftrag von LinkedIn 2.004 Arbeitnehmer in Deutschland im Zeitraum vom 21.01.2022 bis 07.02.2022 befragt sowie 506 Personalverantwortliche im Zeitraum vom 27.01.2022 bis 07.02.2022. Insgesamt umfasst die von Censuswide durchgeführte globale Studie 22.995 Befragte

 

(JT)

Quelle | ots / LinkedIn Deutschland

Quelle: ID 48260740