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Jeder dritte Selbstständige ist Freiberufler ‒ erstmals über vier Millionen Beschäftigte

Bild: © Zerbor - stock.adobe.com

| Die Zahl der selbstständigen Freiberufler klettert zum Jahresbeginn 2019 auf 1,43 Mio. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Freiberufler beschäftigen damit insgesamt rund 4,03 Mio. Personen (plus 3,6 Prozent zum Vorjahr). Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Instituts für Freie Berufe in Nürnberg (IFB) zum 01.01.2019 hervor. |

 

So sieht das Wachstum vom 01.01.18 bis zum 01.01.19 in den 4 Gruppen aus:

 

  • Tabelle 1: Die Ergebnisse nach Berufsgruppen
Berufsgruppe
Personen (01.01.2019)
Anstieg (Vergleich zum Vorjahr)

Technisch-naturwissenschaftliche Freiberufler

280.000

+ 3,3 %

Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatende Freiberufler

399.000

+ 2,3 %

Heilberufe

421.000

+ 1 %

Kulturberufe

332.000

+ 0,9 %

 

 

Damit steigt der Anteil der Freiberufler an allen Selbstständigen: Lag er 2018 bei 32,1 Prozent, sind es jetzt 33,9 Prozent.

 

  • Tabelle 2: Anteile der Berufsgruppen 2008 vs. 2018 und 2019
Berufsgruppe
2008
2018
2019

Heilberufe

310.000

31 %

417.000

30 %

421.000

29 %

Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatende Berufe

275.000

27 %

390.000

28 %

399.000

28 %

Technisch-Naturwissenschaftliche Berufe

175.000

17 %

271.000

19 %

280.000

20 %

Kulturschaffende

242.000

24 %

329.000

23 %

332.000

23 %

Summe

1,00 Mio

100 %

1,41 Mio.

100 %

1,43 Mio.

100 %

 

 

 

Bild: IWW Institut

Während die absoluten Zahlen steigen (2019: 1,43 Mio.) sinkt das prozentuale Wachstum seit Jahren (2019 nur noch 1,8 Prozent).

 

Dennoch: 2019 gibt es insgesamt mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den freien Berufen. Nach 3,46 Mio. in 2018 werden jetzt nahezu 3,6 Mio. Personen gezählt (plus 4 Prozent). Auch die Zahl der Auszubildenden kletterte auf 125.000 Personen (plus 0,8 Prozent). Ebenso sieht es bei den mitarbeitenden, nicht sozialversicherungspflichtigen Familienangehörigen aus: aktuell sind es 308.000 Personen (plus 0,3 Prozent).

 

Somit beschäftigen die Freien Berufe insgesamt rund 4.03 Mio. Personen ‒ ein Anstieg von 3,6 Prozent zum Vorjahreswert. In Summe arbeiten 5.46 Mio. Personen in den Freien Berufen (plus 3,1 Prozent).

 

Allerdings ist ein Blick in die Details aufschlussreich: Einige Berufe sind rückläufig ‒ Ärzte, Zahnärzte, Apotheker bei den Heilberufen; Wirtschaftsprüfer, Patentanwälte und Ingenieure bei den beratenden Berufen.

 

  • Tabelle 3: Strukturvergleich 2018 vs. 2019
Berufe und Berufsgruppen
2018
2019
Veränderung

Ärzte

118.356

117.472

‒  884

Zahnärzte

51.956

51.058

‒  898

Psychotherapeuten

29.656

31.565

1.909

Physiotherapeuten

44.216

44.923

707

Tierärzte

11.781

12.010

229

Apotheker

15.836

15.476

‒ 360

andere freie Heilberufe

145.250

148.590

3.340

Summe Heilberufe

417.051

421.094

4.043

Rechtsanwälte

122.600

125.301

2.701

Patentanwälte

3.756

2.849

‒ 907

Nur-Notare

1.719

1.714

‒ 5

StB, StBev.

60.410

60.531

121

WP, vBp

9.026

8.798

‒ 228

Unternehmensberater

46.600

48.163

1.563

andere freie wirtschaftsberatende Berufe

146.200

150.580

4.380

Summe rechts-, wirtschafts- und steuerberatende Berufe

390.311

397.936

7.625

Architekten

54.976

56.670

1.694

beratende Ingenieure (Pflichtmitglieder Bundesingenieurkammer)

15.830

15.625

‒ 205

andere freiberufliche Ingenieure

74.100

75.500

1.400

Sachverständige

20.950

21.300

350

andere techn. u. naturw. freie Berufe

105.500

110.700

5.200

Summe technisch-naturwissenschaftliche Berufe

271.356

279.795

8.439

Kulturschaffende

328.830

332.014

3.184

Summe

1.407.548

1.430.839

23.291

 

Bundesverband: Jeder dritte Selbstständige ist Freiberufler

Insgesamt freut sich der Bundesverband der Freien Berufe e. V. (BFB) über die Entwicklung ‒ Präsident Wolfgang Ewer kommentiert: „Die Zahlen spiegeln die besondere Dynamik der Freien Berufe wider.“ Der Aufwärtstrend sei ungebrochen. „Jeder dritte Selbstständige ist ein Freiberufler. Entgegen dem allgemeinen Trend: Schließlich nimmt die Zahl der Selbstständigen insgesamt über die Jahre hinweg permanent ab.“

 

Der BFB sieht darin „eine Bestätigung des freiberuflichen Koordinatensystems, zu dem die Vertrauensstellung und Unabhängigkeit des Freiberuflers ebenso zählen wie seine persönliche fachliche Kompetenz und kompromisslose Qualitätsorientierung“.

Verband kritisiert Zentralismus in der EU

Der Verband hat aber auch eine politische Agenda und geht mit der Brüsseler Politik ins Gericht: Das in den Europäischen Verträgen festgelegte Subsidiaritätsprinzip werde zunehmend zugunsten einer zentralistischen Politik ausgehöhlt. Die Subsidiarität dürfe aber nicht unter dem Deckmantel des Binnenmarkts geschwächt werden, heißt es. „Das Europamotto lautet ,Vielfalt in Einheit‘. Diese Vielfalt muss die Einheit aushalten. Ja, sie sogar schützen“, so Verbandschef Ewer.

 

(JT mit PM des BFB)

Quelle: ID 46128783