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· Coronahilfen-Verzögerung

Warten auf Corona-Hilfen: Akuter Mangel an Programmierern brachte Auszahlung ins Stocken

Bild: copyright by Oliver Boehmer - bluedesign®

| Die verspätete Auszahlung der Coronahilfen ist auf einen Mangel an Programmierkapazität zurückzuführen. Wie die ARD am 15.02.2021 berichtete, war schon die Abstimmung zu den Abschlagszahlungen schwierig gewesen, weil „in den Ländern niemand die Programmierung der dafür notwendigen Schnittstellen bei der Antragsplattform übernehmen wollte“. Der Software-Entwickler Beech IT geht davon aus, dass dies dem akuten Mangel an Programmierern geschuldet sei. |

 

Aktuell sollen „rund 200 Mitarbeiter eines externen Dienstleisters mit der Programmierung der Plattform beschäftigt sein“, berichtet die ARD in der Tagesschau.

 

 

Flaschenhals IT-Entwickler-Kapazitäten

Die fehlenden Programmierer haben das Versprechen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die Hilfsgelder schnell und unbürokratisch auszuzahlen, zur Makulatur gemacht. „Das ist ein tragisches Beispiel dafür, welche enormen Auswirkungen der Mangel an Softwareentwicklern heute schon hat“, sagt Edward Lenssen, CEO der niederländischen Beech IT. Seine Prognose: „Die Erstellung von Software wird in den 2020er Jahren zu einem kritischen Flaschenhals für Regierungen, Behörden und die Wirtschaft werden.“

Softwareentwicklung lässt sich nicht automatisieren

Lenssen begründet seine Befürchtungen damit, dass die Programmierung kaum automatisierbar ist.

 

Üblicherweise rechnet man mit einer Produktivität von zehn bis 50 Codezeilen je Mitarbeiter und Tag. Ein Softwareentwicklungsprojekt mit einem Aufwand von 1.000 Personentagen, also in etwa fünf Personenjahre, produziert somit zwischen 10.000 und 50.000 Codezeilen.

 

Zur Einordnung: In einem Smartphone mit dem Betriebssystem Android werkeln rund 14 Millionen Programmzeilen. Die Diskrepanz zwischen dem notwendigen Aufwand einerseits und den stark wachsenden Programmgrößen andererseits verdeutlicht die immense Lücke bei der Softwareentwicklung.

 

„Das ohnehin drängende Problem wird dadurch verschärft, dass die Softwaresysteme immer komplexer werden“, sagt Lenssen: „Schließlich ging es auch bei den Coronahilfen nicht nur um bloße Formulare, sondern vor allem auch um die Anbindung an die entsprechenden IT-Systeme zur weiteren Verarbeitung der eingegebenen Daten.“

 

Die Situation des Bundeswirtschaftsministers und vor allem der Firmen, die verzweifelt auf die Unterstützungsgelder warten, steht beispielhaft für die Hilflosigkeit angesichts mangelnder Softwareentwicklungskapazitäten.

 

Gut, wer sich rechtzeitig und ausreichend Programmierkapazitäten sichern kann.

 

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(JT)

 

Quellen |

Tagesschau.de v. 15.02.2021

ots | Beech IT

Quelle: ID 47142264