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  • · Fachbeitrag · Systemische Arzneitherapie

    Parodontitistherapie: nur selten - und dann oft mit den falschen systemischen Antibiotika

    | Der systemische Antibiotikaeinsatz ist in der Parodontitistherapie bei den deutschen Zahnärzten nicht sehr verbreitet. Nur 2,1 Prozent der Patienten, die im Jahr 2013 eine Parodontalbehandlung erhielten, bekamen zusätzlich ein systemisches Antibiotikum verordnet. |

     

    Systemische Antibiotika sind bei schwerer Parodontitis angebracht

    In der Parodontitistherapie können Antibiotika die mechanische Therapie dabei unterstützen, das Fortschreiten von Attachmentverlusten zu verhindern. Ein systemischer Antibiotikaeinsatz kann bei aggressiver Parodontitis und bei schwerer generalisierter chronischer Parodontitis indiziert sein - und auch bei schweren Parodontalabszessen und nekrotisierender ulzerierender Gingivitis.

     

    Hussein et al untersuchten in ihrer Analyse auf Basis von Abrechnungs- und Verordnungsdaten zu Antibiotika die Häufigkeit zahnärztlicher Antibiotikaverordnungen in der Parodontitistherapie und die in diesem Zusammenhang verordneten Antibiotika. Die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit zeigen, dass das Verordnungsverhalten der Zahnärzte nicht immer mit den Leitlinienempfehlungen zur Antibiotikatherapie in der Parodontalbehandlung übereinstimmt: Die am häufigsten verordneten Antibiotika in der Parodontitistherapie sind Amoxicillin (45 Prozent) und Clindamycin (37 Prozent). [1]

     

    Clindamycin: immer noch zu oft verordnet

    Besonders der Einsatz des „dentalen Leitmedikaments“ Clindamycin ist nach Ansicht von Wissenschaftlern medizinisch fraglich bis unsinnig. [2] In der Stellungnahme der DGZMK aus dem Jahr 2002 heißt es zu Clindamycin: „Im Falle einer (…) Allergie gegenüber [Aminopenicillin] sollte die Therapie mit Clindamycin oder einem Makrolid begonnen werden“. Bei Mitteln mit Clindamycin handelt es sich demnach um eine Ausweich- und nicht um eine Routineempfehlung! Bei Patienten ohne Penicillinallergie sind nach dieser wissenschaftlichen Stellungnahme die bakteriziden Aminopenicilline - z. B. Amoxicillin - Mittel der ersten Wahl. [3] Auch das Argument der besonders guten Knochengängigkeit von Clindamycin ist kein Grund für eine bevorzugte Anwendung, da Amoxicillin ebenfalls eine ausreichende Konzentration im Knochen erreicht, sagt Dr. Dr. Frank Halling, MKG-Arzt aus Fulda. [4]

     

    Quellen

    • [1] Hussein R J et al: Systemische adjuvante Antibiotikagabe in der Behandlung von Parodontopathien bei gesetzlich Versicherten in Deutschland. Dtsch Zahnärztl Z 2017; 72: online 11.05.2017.
    • [2] Praxisletter „Antibiotikaverordnungsverhalten und Resistenzen in der zahnärztlichen Niederlassung“, Dtsch Zahnärztl Z 2013; 68 (3).
    • [3] Glaeske G: Statement auf der Pressekonferenz zum BARMER GEK Arzneimittelreport 2012, Berlin, 26.06.2012.
    • [4] Halling F: Zahnärztliche Antibiotika- und Analgetikaverordnungen, in: BARMER GEK Arzneimittelreport 2012, ISBN 978-3-943-74479-8.

     

    Literatur

    Quelle: Ausgabe 08 / 2017 | Seite 10 | ID 44777480