Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Vorsorge

    Der richtige Umgang mit Geld: Haushaltsplanung als Handwerkszeug für den Schuldner

    von Marion Bahm, Schuldnerberaterin, Caritasverband Konstanz

    | Bereits Mitte des Monats wird bei vielen Schuldnern das Geld knapp. Sie leihen sich Geld bei Freunden und Verwandten, um bis zur nächsten Gehalts- oder Leistungszahlung wieder „über die Runden“ zu kommen. So begeben sie sich schnell in eine Schuldenspirale. Der folgende Beitrag beschreibt, wie dies vermieden werden kann. |

    1. Strategie entwickeln

    Neben der eigentlichen Schuldensanierung ist es unerlässlich, mit dem Schuldner gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, wie er mit seinen monatlichen Einnahmen und Ausgaben haushalten kann, ohne wieder neue Schulden machen zu müssen.

     

    a) Haushaltsplan

    Ein erster Schritt ist die Erstellung eines Haushaltsplans. Der Schuldner soll hier neben seinen Einnahmen all seine fixen Ausgaben notieren. Oft entsteht bereits hier ein „Aha-Effekt“, da vielen Schuldnern nicht bewusst ist, was sie tatsächlich im Monat bezahlen müssen.

     

    Neben offensichtlichen Dingen, wie Miete und Strom, Handykosten und Versicherungsraten, dürfen auch Kosten für öffentliche Verkehrsmittel oder für das eigene Auto, Mitgliedsbeiträge in Vereinen oder Fitnessstudios, Rundfunkbeiträge oder laufende Kosten für die Kinder nicht fehlen. Um alle regelmäßigen Zahlungen zu berücksichtigen, hilft es, Kontoauszüge durchzusehen.

     

    Beachten Sie | Manche Versicherungsbeiträge werden zudem nur jährlich gezahlt und reißen dann ein großes Loch ins Budget. Hier macht es Sinn, die Zahlungen auf monatliche Raten umzustellen ‒ es sei denn, es wird ein Nachlass bei Zahlung des gesamten Betrags gewährt.

     

    Nach Abzug der Fixkosten von den Einnahmen bleibt der Betrag, mit dem es zu haushalten gilt. Natürlich kann dieser durch eventuelle Nebenjobs, Umzug in eine günstigere Wohnung, Kündigung von teuren Handyverträgen oder Beendigung des Vertrags mit dem Fitnessstudio, das ggf. seit Monaten nicht besucht wurde, verändert werden.

     

    b) Referenzmonat

    Um langfristig besser mit dem zur Verfügung stehenden Geld zurechtzukommen, macht es Sinn, einen Monat lang sämtliche Ausgaben zu notieren, selbst das Brötchen beim Bäcker oder den Kaffee in der Stadt. Es gibt viele Apps, die ein solches Haushaltsbuch anbieten (z. B. „Unser Haushaltsbuch“, „Say Money - Haushaltsbuch“ oder „Money Manager“). Diese hat man immer dabei und kann Ausgaben umgehend eintragen. Der Vorteil an diesen Programmen ist zudem, dass sie, wenn man alles korrekt eingegeben hat, direkt anzeigen, wie viel Geld man für diesen Monat noch zur Verfügung hat. Auch lassen sich die Ausgaben in verschiedene Kategorien einsortieren.

     

    Selbstverständlich ist es aber auch möglich, einen herkömmlichen Schreibblock zur Hand zu nehmen und alle Ausgaben zu notieren. Am Ende des Monats erhält man so einen ersten Überblick darüber, für was man am meisten Geld ausgibt und wo man das größte Einsparpotenzial hat.

     

    Beachten Sie | Wem das Führen eines solchen „Haushaltsbuchs“ zu anstrengend ist, sollte Kartenzahlung unbedingt vermeiden. Sonst geht der Überblick zu schnell verloren.

     

    PRAXISTIPP | Das errechnete Budget, das nach Abzug aller fixen Kosten bleibt, kann in vier Umschläge verteilt werden. Jede Woche wird nur ein Umschlag verwendet. So wird das Risiko vermieden, am Ende des Monats kein Geld mehr zur Verfügung zu haben.

     

    2. Einzelbeispiele

    Die Möglichkeiten, Ausgaben zu reduzieren, sind meist sehr individuell und es kommt auf die besondere Situation des Schuldners an:

     

    • Beispiel

    Schuldner S. wohnt in einem kleinen Dorf. Er muss 30 km fahren, um einkaufen gehen zu können. Hier macht es Sinn, dass S. einmal in der Woche einen Großeinkauf macht und so Fahrtkosten spart. Um nicht Gefahr zu laufen, zu viel einzukaufen, helfen ein Wochenessensplan und die Nutzung eines Einkaufszettels.

     

    Schuldner X. wohnt ebenfalls in einem Dorf, dieses ist aber größer. Ein Supermarkt befindet sich direkt in seiner Nachbarschaft. Hier kann es Sinn machen, dort den täglichen Bedarf einzukaufen.

     

    Beachten Sie | Es mag banal klingen, aber sagen Sie Ihrem Schuldner, dass er nicht hungrig einkaufen gehen soll. Das verleitet dazu, zu viel zu kaufen.

     

    Auch ein Preisvergleich macht Sinn. Die günstigen Produkte stehen meist im Regal ganz unten, ein Blick hierhin lohnt sich. Neben einem veränderten Einkaufsverhalten lässt sich viel Geld sparen, indem man vorausschauend plant. Hat die Familie z. B. einen Arzttermin in der Stadt, sollte vorab überlegt werden, ob die Kinder eventuell Hunger oder Durst bekommen könnten und entsprechend vorgesorgt werden. Oft nehmen Schuldner in solchen Situationen die Brezel vom Bäcker und das passende Getränk dazu nicht als finanziell belastend wahr. Doch hier kann schnell eine höhere Summe zusammenkommen.

     

    Einkäufe im Internet sollten möglichst gering gehalten werden und wohl überlegt sein. Nur, wenn sie wirklich etwas benötigen, sollten Schuldner im Internet nach einer günstigen Variante suchen. Surfen im Internet verleitet sonst oft dazu, zu schnell zu klicken und Dinge zu kaufen, die man nicht benötigt.

    Quelle: Ausgabe 08 / 2021 | Seite 149 | ID 47727790