Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww

· Nachricht · Erfolg in der Zahnprophylaxe

Patientenbindung in der Zahnprophylaxe

von Annette Schmidt und Dr. Bernd Hartmann, Münster

| Stellen Sie sich vor, ein Neupatient betritt Ihre Praxis. Vielleicht stellen Sie ihm die folgende Frage: „Wie stehen Sie zu dem Thema Mundgesundheit? Wie wichtig ist sie Ihnen?“ Oder: „Was tun Sie für Ihre Mundgesundheit?“ Äußert Ihr Patient sein Interesse an diesem Thema, wird das darauffolgende Gespräch einen anderen, einen positiveren Verlauf nehmen, als wenn Sie ihm Krankheitsentstehungen und deren Verhinderung erläutern. |

Wie misst man den Erfolg der Zahnprophylaxe-Abteilung?

Der Erfolg der Zahnprophylaxe-Abteilung lässt sich an den zwei folgenden Fragen festmachen:

 

  • 1. Wie viele der neu gewonnenen Patientinnen und Patienten gehen in die Erst-Zahnprophylaxe?
  • 2. Wie viele Ihrer Patienten kommen regelmäßig - auch nach Jahrzehnten - immer wieder zur Zahnprophylaxe?

 

Die dafür erforderlichen Kennziffern können Sie aus Ihrer Praxis-EDV in den Leistungsdaten ermitteln.

 

Zu 1.: Zuerst filtern Sie die Anzahl der Neupatienten der Zahnprophylaxe (zum Beispiel im Jahr 2015), um dann auf diese Anzahl eine Zahnprophylaxe-Abrechnungsziffer als Filter zu legen. Aus dieser Zahl lässt sich ein Quotient im Verhältnis zur Anzahl der Zahnprophylaxe-Neupatienten bilden, sodass sich eine Erfolgsquote ergibt. Beispiel: 75 Prozent aller Neupatienten vereinbaren einen Erst-Zahnprophylaxe-Termin. Außerdem ist diese Kennziffer je Zahnprophylaxe-Behandler interessant, falls es mehrere Behandler in einer Praxis gibt.

 

Zu 2.: Die Patientenbindung sollte für jedes Jahr ermittelt werden. Beispiel: Zunächst filtern Sie die Anzahl der Neupatienten aus dem Jahr 2010. Dann filtern Sie diese Anzahl mit einer Zahnprophylaxe-Kennziffer für das Jahr 2010. Nun nehmen Sie diese Anzahl und filtern sie mit einer Zahnprophylaxe-Kennziffer für das Jahr 2011. Diese Anzahl der Patienten wird wieder mit einer Zahnprophylaxe-Kennziffer für das Jahr 2012 usw. gefiltert. Die letzte Patientenzahl aus dem Jahr 2015 setzen Sie ins Verhältnis zu den Zahnprophylaxe-Neupatienten aus 2010. Jetzt wissen Sie, wie hoch die Patientenbindung in der Zahnprophylaxe ist.

 

  • Beispiel

Im Jahr 2015 sind noch 35 Prozent der Zahnprophylaxe-Neupatienten aus dem Jahr 2010 in Ihrer Praxis gebunden. Oder umgekehrt: Sie wissen, wie viele Patienten Sie im Verlauf von fünf Jahren in der Zahnprophylaxe verloren haben. Verlustquoten von mehr als 60 bis 70 Prozent sind dabei nicht ungewöhnlich.

 

Die Frage, die sich gegebenenfalls stellt, ist klar: Wieso ist diese Verlustquote so hoch? Die Erklärung kann teils darin begründet sein, dass Patienten im Kern nicht wissen, warum sie zur Zahnprophylaxe i. S. der „Erhaltung ihrer Mundgesundheit“ gehen. Dabei sind zwei Erkenntnisse auf Patientenseite essenziell. Erstens: Wie ist der Verlauf der „Behandlungskarriere“ eines Zahnes? Zweitens: Was ist das Ziel der Zahnprophylaxe bei dem Patienten?

 

Weiterführender Hinweis

Mundgesundheit - was ist dies aus Patientensicht?

Mundgesundheit ist aus Patientensicht sehr wichtig. Aber was ist das genau? Es muss ein Bewusstsein für Mundgesundheit und den Wirkmechanismus zu deren Erhaltung geschaffen werden, um Patienten dauerhaft in der Zahnprophylaxe binden zu können. Zur Kommunikation dieses Zusammenhangs kann folgende Grafik dienen:

 

 

Viele Ihrer Patienten werden diesen Verlauf aufgrund der eigenen Erfahrungen sofort nachvollziehen können. Die zentralen Fragen aus Patientensicht sollten sein: Was ist die Ursache für diesen Verlauf? Und wieso konnte sie nicht beseitigt werden? Daraus ergibt sich von selbst der folgende Schluss: Wie hoch ist meine Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Gebiss („Weiß“) und gesundes Zahnfleisch mit Knochen („Rot“), wenn es eine Möglichkeit gibt, die Ursache-Wirkung-Beziehung zu durchbrechen? Locken Sie Ihren Patienten: „Was denken Sie, wenn ich sage: Ohne Rot kein Weiß.“ - „Lassen Sie mich ein paar Minuten mit Ihrem Mund reden, um zu wissen, ob Sie ein Rechts- oder Linksputzer (= Abrasionen) sind!“ - „Ihr Mund erzählt mir, dass Sie nachts Geräusche machen (= Knirschen).“

Was ist das Ziel der Zahnprophylaxe für die Patienten?

Wichtig für den Patienten ist die Vereinbarung eines Ziels für die Erhaltung der eigenen Mundgesundheit mithilfe der Zahnprophylaxe. Dieses Ziel kann nur auf der Basis der aktuellen Mundsituation und einer Mundgesundheits-Vision formuliert werden. Fragen Sie Ihren Patienten: „Wie gesund ist Ihr Mund?“ - „Wie schätzen Sie Ihre Mundgesundheit ein?“ - „Wie viel Zeit setzen Sie täglich ein, um mundgesund zu sein?“ - „Was haben Sie mit Ihrem Gebiss bis zum Lebensende vor?“ - „Wofür benötigen Sie einen gesunden Mund?“ - „Was sagt ein gesunder Mund über Sie aus?“ Dabei ist es der Patient, der das Ziel vorgibt. Er muss in die Lage versetzt werden, sein persönliches „Mundgesundheitsziel“ zu formulieren.

 

Die aktuelle Patienten-Mundsituation erfassen

Neben der Darstellung des Lebensstrahls bis zur durchschnittlichen Lebensdauer wird im ersten Schritt aufgezeichnet, dass sowohl das vollständige Milchgebiss mit etwa 2 bis 3 Jahren als auch die bleibenden Zähne mit 14 bis 16 Jahren gesund waren. („Lassen Sie mich kurz in Ihren Mund schauen, damit ich erfahre, was in Ihrem Mund in den letzten 25 Jahren, nachdem alle Zähne vollständig waren, so geschehen ist.“). Danach erfolgt die Erfassung der aktuellen Patienten-Mundsituation (hier mit 45 Jahren): 3 Zahnimplantate, 3 Brücken, 4 Kronen, 6 Füllungen und 5 Zähne mit Zahnfleischrückgang.

 

Die Diagnose in Bezug auf die Mundgesundheit des Patienten stellt sich wie folgt dar: Von 28 möglichen gesunden Zähnen (ohne Weisheitszähne) sind aktuell 5 Zähne inklusive Zahnfleisch und Knochen gesund. Dazu sollten Sie dem Patienten gratulieren und diesen Moment der Erkenntnis wirken lassen. („Von Ihren 28 Zähnen sind zurzeit 5 Zähne inklusive Zahnfleisch und Knochen gesund. Das freut mich.“). Normalerweise stellt der Patient nun eine der folgenden Fragen: Ist das ein gutes Ergebnis im Verhältnis zu anderen? Wenn aktuell nur noch 5 Zähne naturgesund sind, was ist mit den restlichen 23 Zähnen passiert?

 

Auf dieser Basis ist Ihre Kommunikation glasklar: In dem Zeitraum von den gesunden Zähnen mit 16 Jahren bis heute - also innerhalb von 25 Jahren - ist in puncto Mundgesundheit wenig optimal gelaufen. Genau hier setzt Ihr Hebel der Mundgesundheits-Diskussion an. Jetzt können Sie dem Patienten vermitteln, was in diesem Zeitraum passiert ist und was die Gründe für die aktuelle Mund- und Zahnsituation sind. Daran schließt sich die Frage an: Wie viele Zähne möchten Sie behalten, bis sie mindestens 86 Jahre alt sind - als Periode (2)? In der Regel werden die Patienten nun ein Ziel formulieren: Ich möchte möglichst alle Zähne bis zum Lebensende in der aktuellen Situation erhalten.

 

Checkliste / Welche Kompetenz muss die Prophylaxekraft haben?

Ohne gut ausgebildete Mitarbeiterinnen kann die Zahnprophylaxe nicht erfolgreich sein. Doch welche speziellen Kompetenzen sind wirklich erforderlich? Was muss eine Prophylaxemitarbeiterin also können?

 

  • Sie muss das notwendige Fachwissen besitzen, um Ätiologie und Pathogenese der PA zu erläutern.

 

  • Sie muss imstande sein, korrekte Sondierungswerte aufzunehmen.

 

  • Sie sollte für die meisten Fälle die Kassenleistung bei GKV-Patienten kennen - für die Beratung der Patienten ist dies unabdingbar.

 

  • Es ist Grundwissen in Abrechnungsfragen notwendig - bleiben diese Fragen sämtlich am Zahnarzt hängen, ist dieser zeitlich überfordert.

 

  • Sie sollte einzelne Phasen organisieren können: Hier muss die Zahl der PZR vor PAR-Beginn in Absprache mit dem Zahnarzt festgelegt werden.

 

  • Sie sollte wissen, wie man einen Leitkeimtest durchführt.

 

  • Sie sollte gut kommunizieren können - z. B. spezielle Behandlungsarten wie etwa photodynamische Therapie, FMD oder Laser.

 

  • Sie muss die Erhaltungsphasen organisieren - mit regelmäßiger Kontrolle der Sondierungstiefen, Rezidivüberwachung und Biofilmmanagement.
 

Häusliche Pflege muss professionalisiert werden

Entscheidend für den Erfolg der Patientenbindung in der Zahnprophylaxe ist die Erkenntnis, dass diese Zielvision der Erhaltung der Mundgesundheit bis ins hohe Alter nur funktionieren kann, wenn der Patient die häusliche Pflege professionalisiert und die Zahnarztpraxis ein aktives Biofilmmanagement - verständlich für den Patienten erklärt - betreibt … nämlich an den Stellen, die der Patient nicht oder nur schwer beeinflussen kann.

Erfolgsmessung bei jeder Zahnprophylaxe-Sitzung fördert die Motivation

Die Formulierung des Mundgesundheitsziels hat gravierende Vorteile: Bei jeder Prophylaxe-Sitzung kann gemessen werden, ob dieses Ziel erreicht wurde und ob weitere Maßnahmen oder Veränderungen erforderlich sind, um das Ziel noch erreichen zu können. Dem Patienten muss klar sein, dass er dafür verantwortlich ist, ob dieses Ziel erreicht werden kann.

Die fünf Schritte zum Erfolg der Zahnprophylaxe

Der Erfolg der Zahnprophylaxe baut sich auf den folgenden fünf Stufen auf:

 

  • Schritt 1: Erkenntnis - verstehen, was Mundgesundheit ist.
  • Schritt 2: Reflexion - welche Bedeutung hat meine Mundgesundheit für mich?
  • Schritt 3: Aktivität des Patienten - was muss ich machen, um mein Mundgesundheitsziel zu erreichen?
  • Schritt 4: Aktivität der Zahnarztpraxis - was muss die Praxis unternehmen, damit ich mein Mundgesundheitsziel erreichen kann?
  • Schritt 5: Erfolgsmessung - wie kann ich durchgängig den Erfolg meiner Bemühungen messen, damit ich weiß, ob ich mein Mundgesundheitsziel erreichen kann?

 

Weiterführende Hinweise

Quelle: ID 44714956