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· Fachbeitrag · Kinderzahnheilkunde

Problem Wackelzahn: Tipps für eine gute Zahnpflege in einer schwierigen Phase

von Beate Schulz-Brewing, ZMF, Kiel

| Ist das sechste Lebensjahr vollendet, beginnt bei den meisten Kindern eine völlig neue Ära: die Schule startet, Schulranzen werden ausgesucht, Schultüten gebastelt, der Kindergarten bereitet die Kinder mit Aktionen auf die Schule vor und die Milchzähne werden gegen permanente Zähne ausgetauscht. Der erste Wackelzahn stellt sich ein und nun tritt häufig die „Zahnfee“ in Aktion. Dieses Ereignis macht die Kinder besonders stolz - sie gehören jetzt zu den Großen. Aus zahnmedizinischer Sicht schleichen sich aber auch Probleme ein. |

 

 

Lösungen für die auftretenden Probleme

Die Zahnpflege wird in der Phase ab dem sechsten Lebensjahr bewusst oder unbewusst vernachlässigt, weil es ja piekt. Das Kind wehrt sich beharrlich gegen die Zahnbürste und die Eltern geben nach. Putzsystematik und Putztechnik werden aufgegeben. Dies geschieht auch bei Kindern, die sonst immer motiviert und gewissenhaft waren. Der Frontzahnbereich wird ausgelassen, Nachbarzähne werden beim Putzen nicht mehr mit erfasst. Als Folge stellen sich dicke Plaque-Schichten ein. Hält dieser Zustand über einige Wochen an, sind Gingivitiden und White Spots auch an den neuen Zähnen die Folge. Das Zähneputzen wird nun zur Kraftprobe zwischen Eltern und Kindern.

 

MERKE | Aufgabe des Praxisteams ist es, Schwachstellen aufzuzeigen und die Aufmerksamkeit von Eltern und Kindern zu schulen. Das Putzen und Nachputzen darf nicht aufgegeben werden, sondern ist konsequent durchzuführen. Häufig wissen Eltern nicht, wie mit den neuen Problemen umgegangen werden kann. Hier gibt die erfahrene Prophylaxe-Mitarbeiterin wertvolle Tipps.

 

 

1. Problem: „Es piekt!“

Hier ist gemeinsam mit dem Kind zu überlegen, ob eine weichere Handzahnbürste mit gut geglätteten Borstenenden - zum Beispiel von Curaprox - helfen könnte. Auch kann eine moderne kleine Juniorschallzahnbürste (zum Beispiel Elmex), die ja mit sehr wenig Druck angesetzt wird, ausgewählt werden. Die gut abgerundeten Einbüschelbürsten (TePe) helfen, die Nachbarbereiche der Wackelzähne gezielt und sorgfältig zu reinigen.

 

2. Problem: Das Kind wehrt sich beim Putzen

Wehrt sich das Kind beim Putzen, darf nicht klein beigegeben werden. Schimpfen und Drohen helfen aber meistens nicht - man sollte mit dem Kind Vereinbarungen treffen und Regeln aufstellen: „Du versuchst es zuerst allein, dann helfe ich Dir.“

 

PRAXISHINWEIS | Um die Zähne ausreichend zu schützen, wird am Ende der PZR-Sitzung das Auftragen von modernen Lacken empfohlen (Cervitec, Fluorprotector S). Sie schützen und härten den Schmelz. Bei über sechsjährigen Kindern kann die wöchentliche Applikation von Elmex Gelée die Zahngesundheit unterstützen. Auch das Anfärben mit Färbetabletten zuhause macht Pflegedefizite deutlich.

 

 

3. Problem: „Haizahn“ (Durchbruch in zweiter Reihe)

Die Spalte zwischen dem beweglichen Milchzahn und dem bereits sichtbaren neuen Zahn bietet Bakterien Unterschlupf und bedeutet eine Retentionsstelle, an der sich massiv Zahnbeläge entwickeln können. Solche Wackelzähne müssen notfalls gezogen werden. Hier sind grobe Rituale verboten. Wenn das Kind den Zahn nicht selbst herauswackeln kann, wird er vorsichtig mit „Schlafsaft“ betäubt und entfernt.

 

4. Problem: Gingivitis und Mundgeruch

Durch den verstärkten Zahnbelag, aber auch durch hormonelle Einflüsse und Umstellungen, die mit dem Zahnwechsel einhergehen, kommt es vermehrt zu Zahnfleischentzündungen und zu Belag auf der Zunge. Mundgeruch stellt sich häufig auch bei Kindern ein. Wichtig ist immer wieder der Hinweis: Das Zahnfleisch muss mit geputzt werden. Wenn die Eltern beim Nachputzen das Zahnfleisch berühren, dann ist das richtig so. Es darf nicht geschimpft werden.

 

PRAXISHINWEIS | Bei einer bestehenden Gingivitis können CHX-Spülungen (Meridol oder Cervitec) helfen. Aber auch das wirksame Cervitec Gel, abends anstelle von Zahncreme aufgetragen, vermag gut zu helfen. Ein kleiner Kinder-Zungenreiniger (One Drop Only) hilft, die Zunge zu säubern.

 

Das Ende der ersten Wechselgebissphase

Wenn alle Schneidezähne sowie die ersten bleibenden Molaren in die Mundhöhle durchgetreten sind, gibt es noch keine Entwarnung. Häufig bleiben die neu durchgebrochenen Sechsjahres-Molaren unbemerkt und unbeachtet. Die Aufmerksamkeit liegt nur bei den sichtbaren Zähnen. Es muss jedoch immer wieder auf die noch kürzeren hinteren Zähne hingewiesen werden. Auch sind die Quertechnik und die Notwendigkeit von Versiegelungen zu thematisieren.

 

Viele Eltern zeigen sich auch besorgt: „Wann kommen endlich die bleibenden Zähne? Alles wächst ja krumm und schief. Die Zähne sind viel zu groß.“ Oft ist eine KFO verfrüht. Die Eltern sollten beruhigt und aufgeklärt werden. Der Schädel ist ja noch im Wachstum, viele Zähne drehen sich von selbst in Position. Allerdings sollte das Gebiss regelmäßig überprüft werden.

Die zweite Wechselgebissphase

Der Zahnwechsel der zweiten Wechselgebissphase verläuft parallel zu einer anderen schwierigen Lebensphase: der Vorpubertät. Häufig ist sie gekennzeichnet von absoluter Interesselosigkeit an der eigenen Person, Mundhygiene und Körperpflege werden stark vernachlässigt, Krankheitsprognosen interessieren nicht. Der Einfluss der Eltern wird geringer. Diese sollten die Verantwortung an das Praxisteam abgeben. Eine kommunikationsgeschulte Prophylaxe-Assistentin kann auf Sachebene das Entstehen von Karies, Gingivitis und Mundgeruch erklären und den Jugendlichen sicherlich dabei unterstützen, wieder mehr für seine Mundgesundheit zu tun.

 

Wichtig | Eine Grundvoraussetzung gilt jedoch für alle Teammitglieder der Praxis: Die Durchbruchszeiten der Zähne muss jeder in- und auswendig beherrschen!

 

Weiterführende Hinweise

  • „Die optimale Vorgehensweise bei einem Kind der Altersklasse 7 bis 10 Jahre“ in PPZ 09/2010, Seite 19
Quelle: Ausgabe 04 / 2014 | Seite 2 | ID 42582298