Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww

· Fachbeitrag · Teambesprechung

Ist Ihre Teambesprechung nur eine „Meckerrunde“? Das lässt sich ändern!

von Anna Schmiedel, Dortmund, www.coaching-schmiedel.de

| Die meisten Praxen nutzen die Teambesprechung, um die Organisation, die Abläufe und die Qualität zu verbessern. Praktisch sieht das dann so aus, dass die Vorkommnisse benannt werden, die noch nicht ideal gelaufen sind. Dann werden regelmäßig Fragen gestellt wie: „Wie konnte das passieren?“ Und: „Wie kann es in Zukunft verhindert werden?“ Und manchmal auch: „Wer ist schuld?“ Wen wundert es, dass MitarbeiterInnen der Teambesprechung gegenüber eine negative Einstellung entwickeln. Das muss nicht sein ‒ und lässt sich mit relativ einfachen Mitteln vermeiden. |

Keine Lust auf Teambesprechung

Typische Meckereien in Teambesprechungen beziehen sich auf Alltägliches wie: „Der Bohrerständer war mal wieder falsch bestückt“. Oder: „Die Assistenz musste mal wieder bei der Behandlung aus dem Zimmer laufen, weil die Schubladen nicht richtig aufgefüllt waren.“ Oder: „Der Patient XY hat einen Termin beim falschen Behandler bekommen ‒ und niemand hat es im Vorfeld gemerkt.“ Nun sind die Anmerkungen ja durchaus berechtigt und die meisten Chefs würden ja auch gerne auf „das Meckern“ verzichten, wenn diese Pannen im Alltag endlich ausbleiben würden! So entsteht die typische Konstellation, dass Chefs glauben, keine Alternative zu haben, als die Themen immer wieder anzusprechen. Das wiederum führt dazu, dass MitarbeiterInnen in Teambesprechungen zunehmend „ihre Zeit absitzen“. Die Erwartung solcher Meckereien ist der Kreativität und Motivation im Team nicht gerade förderlich.

Gefühle bewusst ins Positive steuern

Ohne es zu wollen, beeinflussen Chefs mit einer solchen Art der Teambesprechung die emotionale Einstellung ihrer MitarbeiterInnen zu der Teamsitzung negativ ‒ und das wiederum führt zu weniger aktiver Beteiligung und Umsetzungsbereitschaft. Chefs können jedoch die emotionale Einstellung der MitarbeiterInnen in eine andere Richtung steuern! Den Schlüssel dafür liefert die positive Psychologie. Diese beschäftigt sich damit, auf welche Weise positive Aspekte des Menschseins wie Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, individuelle Stärken, Verzeihen oder auch Solidarität mehr Raum bekommen können und ihre positive Wirkung entfalten.

 

Im Klartext bedeutet es, dass es in Teambesprechungen neben kritischen Themen immer auch um Dinge gehen sollte, wo Wertschätzung, Weiterentwicklung, Spaß und Lust transportiert wird. Selbstverständlich „funktioniert“ das nur, wenn die Themen relevant sind und die Wertschätzung echt ist. Deshalb kann die hier vorgestellte Methode nicht als „Trick“ angewendet werden, sondern lädt Sie dazu ein, die eigene innere Haltung zu verändern und damit die Stimmung im Team zu beeinflussen.

 

Fast alle Mitarbeiter ‒ über sämtliche Branchen hinweg ‒ wünschen sich mehr Wertschätzung von ihren Vorgesetzten. Fragt man die Vorgesetzten, sagen diese meistens, dass sie durchaus mehr Wertschätzung ausdrücken könnten. Gleichzeitig berichten aber viele der Vorgesetzten, dass sie das Gefühl hätten, sie könnten niemals genug Wertschätzung ausdrücken. Der „Hunger“ der Mitarbeiter nach Wertschätzung sei immer größer als ihre Kapazitäten, ihnen diese zu geben.

 

Der Hunger nach Wertschätzung lässt sich ebenso wenig leugnen wie der Hunger nach Nahrung. Man kann ihn übergehen oder eine Zeitlang aufschieben, aber irgendwann meldet er sich umso heftiger und möchte gestillt werden. Eine Kultur der Wertschätzung in Ihrer Teambesprechung hat den Vorteil, dass der Hunger danach gestillt wird, jedoch alle im Team Wertschätzung bekommen und geben. Sie wird also nicht ausschließlich von den Chefs erwartet.

Methoden der positiven Psychologie anwenden

Beginnen Sie als Moderator der Teambesprechung mit einer Frage, auf die jedes Teammitglied antwortet, z. B.: „Was ist seit der letzten Teambesprechung gut gelaufen?“ Sie werden schon einen positiven Effekt spüren, wenn Sie es bei dieser Frage belassen. Wenn Sie die Wirkung verstärken möchten, dann lassen Sie jedes Teammitglied außerdem zwei weitere Fragen beantworten: „Was habe ich dazu beigetragen, dass das Gute möglich wurde? Was haben andere dazu beigetragen, dass das Gute möglich wurde?“

 

Wir empfehlen Ihnen, zunächst mit der ersten Frage zu starten und wenn das Team darin etwas geübter ist (nach ein bis zwei Teambesprechungen), die zweite und dritte Frage dazu zu nehmen.

 

  • Beispiel: Teambesprechung mit positivem Grundtenor

Assistenz-MA

Ich fand es super, wie die schwierige Präparation bei Herrn Müller letzte Woche so gut geklappt hat.

Moderator

Was haben Sie dazu beigetragen, dass es so gut geklappt hat?

Assistenz-MA

Ich habe sehr sorgfältig vorbereitet und dafür die Checklisten benutzt. Die Abformungen sind super geworden. Ich habe die Abformlöffel angepasst und mit Kerr verlängert, bevor ich die Abformung genommen habe. Außerdem habe ich die Lippen des Patienten mit Vaseline vorbehandelt.

Moderator

Was haben die Anderen dazu beigetragen, dass es so gut geklappt hat?

Assistenz-MA

Der Chef ist nicht zum Telefonieren zwischendurch rausgegangen (alle lachen). Lena hat mich beim Fäden legen und beim Abdruck unterstützt. Dass sie abgehalten und abgesaugt hat, war sehr hilfreich. Dadurch war ich viel schneller.

Moderator

Hat Lena die Hilfe von sich aus angeboten?

Assistenz-MA

Nein. Ich habe sie gefragt.

Moderator

Super! Aktiv um Unterstützung zu bitten ist auch Ihr Beitrag dazu, dass es gut gelaufen ist.

 

Machen Sie diese Methode nicht nur ab und zu, sondern starten Sie damit jede Teambesprechung. Sie werden merken, dass auch in der Zeit zwischen den Teambesprechungen viel mehr Wertschätzung ausgesprochen wird. Menschen nehmen das stärker wahr, auf das sie ihre Aufmerksamkeit gerichtet haben (Sie kennen es: Schwangere sehen überall Schwangere usw.). Die positiven Auswirkungen werden nicht nur Ihnen und Ihrem Team guttun. Auch die Patienten werden es spüren und sich in Ihrer Praxis noch wohler fühlen.

Quelle: Ausgabe 12 / 2018 | Seite 10 | ID 45618387