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30.01.2008 | Praxisassistenz

Aufgaben der Assistenz bei chirurgischen Eingriffen: Perfektes Zusammenspiel anstreben!

Die Anforderungen an die Assistenz sind gerade bei chirurgischen Eingriffen von ganz besonderer Bedeutung. Bei diesen oft schwierigen Eingriffen bedarf es eines perfekten Zusammenspiels von Behandler und Assistenz. So gehört die Beruhigung des Patienten ebenso zu den Aufgaben der Assistenz wie das professionelle Arbeiten. Ihre eigene Selbstsicherheit ist deshalb von höchster Bedeutung und wird durch ständiges Training „up to date“ gehalten. Da es keine besondere Ausbildung für die chirurgische Assistenz gibt, sollte jede Praxis in internen Weiterbildungsseminaren alle Mitarbeiterinnen für diese verantwortungsvolle Tätigkeit schulen. Die Weiterbildung kann in den folgenden Stufen erfolgen:  

Stufe 1: Selbststudium

Die Mitarbeiterin frischt ihr Wissen zunächst theoretisch auf. Literatur zum Selbststudium für Zahnarzthelferinnen ist immer zuerst das aktuelle Fachkundebuch, dann der Praxisordner, in dem alle Abläufe und Anforderungen an die Behandlungsassistenz niedergelegt sind. Natürlich zählt zum Selbststudium auch die Information bei erfahrenen Kolleginnen. Übersichtlich aufbereitet sind die Fachbücher „Rationelle Arbeitsabläufe in der Zahnarztpraxis“ von Wilm-Gert Esders (99,95 Euro, Thieme Verlag) und „Praxisleitfaden Zahnmedizinische Fachangestellte“ von Ulrike Weyland (29,95 Euro, Verlag Reed Elsevier). Beide Werke sind in Checklistenform aufbereitet und als Nachschlagewerk geeignet, vermitteln jedoch kein Basiswissen.  

Stufe 2: Trockentraining

Vor- und Nachbereitung des Behandlungsplatzes, Stuhl- und Lichteinstellung sowie der Umfang der Patientenbetreuung nach dem Qualitätsstandard der Praxis können mit einer erfahrenen Kollegin zunächst in der Theorie ausprobiert werden. Checklisten sind hilfreich, damit jederzeit nachgesehen werden kann, was vorbereitet werden muss. Idealerweise sind in der Chirurgie die Checklisten mit Fotos der Behandlungstrays und sonstigen wichtigen Details versehen.  

Stufe 3: Teamtraining

Das gesamte Assistenzteam wird vom Behandler geschult. Dieser klärt, was er von der Erst- und Zweitassistenz erwartet. Auch die Aufgaben der Springerin werden hier konkret geklärt. Gemeinsam werden realistische OP-Szenarien trainiert. Über das Training wird Protokoll geführt. Werden Abweichungen vom bis dahin Erlernten festgestellt, müssen die bestehenden Checklisten sofort abgeändert werden, um das Neue zu integrieren. Lassen Sie den Behandler sowohl die Checkliste als auch das Trainingsprotokoll unterschreiben, damit Sie sicher gehen können, dass alles seine Richtigkeit hat.  

Stufe 4: Assistenz am Patienten

Die Kollegin mit der wenigsten OP-Erfahrung wird anfangs nur die zweite Assistenz oder die Springerin sein. Wenn sicher ist, dass sie auch als Erstassistenz einsetzbar ist, steht ihr als zweite Assistenz eine erfahrene Kollegin zur Seite. Gehen Sie sensibel mit Kritik an der Kollegin um, damit eine Irritation des Patienten vermieden wird. Arbeiten Sie verstärkt mit Augenkontakt und nonverbalen Signalen oder wechseln ohne großes Aufheben die Assistenzpositionen. Vermeiden Sie eine Verunsicherung Ihres Patienten, der meist ohnehin angespannt und ängstlich auf dem Behandlungsstuhl liegt. Nach dem Eingriff können Sie Ihrer Kollegin Feedback geben, Kritikpunkte ansprechen und Lösungen für Verbesserungen erarbeiten.  

Vorbereitung des chirurgischen Eingriffs

  • Bereitstellung aller erforderlichen Unterlagen
  • Anamnesebogen – markieren Sie hier Besonderheiten, wie zum Beispiel Diabetes, Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Marcumar-Patient und Ähnliches
  • Eventuell Arztbericht eines Fachkollegen, Krankenhausbericht
  • Röntgenaufnahmen
  • OP-Arbeitsplatz nach praxisindividueller Vorgabe vorbereiten

Präoperative Patientenbetreuung

  • Holen Sie den Patienten erst ins Zimmer, wenn alle Instrumente abgedeckt sind.
  • Stellen Sie sich dem Patienten unbedingt mit Namen vor und beruhigen Sie ihn durch etwas „Smalltalk“.
  • Rezepte und AU-Bescheinigungen sowie Anweisungen zur Medikamenteneinnahme sollten Sie vor dem Eingriff übergeben.
  • Alle Anweisungen sollten Sie auch schriftlich aushändigen.
  • Vereinbaren Sie den Termin zur Nachbehandlung schon vorab.
  • Erklären Sie den Eingriff auf Wunsch des Patienten, aber nicht zu detailgenau, um unnötige Ängste zu vermeiden.

Persönliche Vorbereitung

  • Chirurgische Händedesinfektion; Hände und Unterarme waschen, ggf. mit weicher Nagelbürste Nägel und Nagelfalze reinigen, gut mit Einmalhandtuch trocknen; danach Hände und Unterarme mit mindestens zweimal 5 ml Desinfektionsmittel aus dem Desinfektionsmittelspender einreiben, mit dem Desinfektionsmittel durch Entnahme weiterer Hübe ständig weiter feucht halten
  • Mundschutz und Schutzbrille nicht vergessen
  • Steriler OP-Mantel und OP-Haube – sofern erforderlich – und sterile Handschuhe

Vorbereitung des sterilen Arbeitsfeldes

  • Instrumenten- und Schwebetisch, weitere Ablagen und Trays steril abdecken
  • Sterile Instrumente und Material anrichten und auf Vollständigkeit kontrollieren

Assistenz während des chirurgischen Eingriffs

  • Assistieren Sie konzentriert nach den Erfordernissen des Eingriffs.
  • Halten Sie besonders Weichteile und Gewebe schonend und ohne Traumatisierung ab.
  • Schaffen Sie ein freies Sichtfeld für den Operateur durch professionelles Absaugen und Abhalten.
  • Arbeiten Sie unbedingt vorausschauend und flüssig – lesen Sie dem Operateur jeden Wunsch von den Augen ab!
  • Sprechen Sie sich mit der unsterilen Assistenz ohne für den Patienten angsteinflößende Wortwahl ab.
  • Bei Fehlern keine „Anraunzer“ durch den Operateur. Kritik wird später unter vier Augen geübt, nicht im Beisein des Patienten.

Postoperative Patientenbetreuung

  • Kreislaufkontrolle
  • Behandlungsstuhl langsam und nach „Vorwarnung“ herauffahren
  • Vor dem Aufsetzen des Patienten angsteinflößende Instrumente und Trays von der zweiten Assistenz entfernen lassen
  • Kontaminierte Abdeckung entfernen
  • Gesicht des Patienten vorsichtig mit feuchtem Tuch säubern
  • Kältekompresse auflegen, Ersatzkompressen mitgeben
  • Gegebenenfalls eine postoperative Rö-Aufnahme anfertigen
  • Den Patienten bis zur Rezeption begleiten