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05.07.2010 | Hypnose in der Zahnarztpraxis

Das Meeresrauschen aus dem Zahnarzt-Sauger: Entspannung bei der Behandlung

von Sebastian Knop, Zahnarzt und Hypnotherapeut, Dortmund

Gerade von ihrer Hochzeitsreise zurück, hat Bettina ausgerechnet heute einen Zahnarzttermin - eine alte Amalgamfüllung soll durch Komposit ausgetauscht werden. Nicht, dass sie Angst hätte, aber der Gedanke an den Bohrer, die hilflose Lage im Zahnarzt-Stuhl und die Instrumente in ihrem Mund erfüllen sie mit Unbehagen. Nun sitzt sie mit verkrampften Fingern und klopfendem Herzen im Sprechzimmer und versucht, sich zu beruhigen, indem sie dem Zahnarzt von ihrem Tauchurlaub erzählt. Der Zahnarzt erkennt ihre Gemütslage und schlägt ihr daher vor, die Behandlung mit Hypnose zu begleiten.  

Der Weg in die Trance

Hypnose wird bereits seit Jahrtausenden zu heilenden Zwecken eingesetzt - schon babylonische Arztpriester heilten Krankheiten um 5.000 v. Chr. mit hypnotischen Techniken. Die heutige Hypnose geht vor allem auf den amerikanischen Psychiater Milton H. Erickson (1901 bis 1980) zurück, der seit etwa 1940 an einer unter Medizinern und Psychologen zunehmend anerkannten Form der Hypnotherapie arbeitete. Trance ist ein völlig natürlicher Zustand. Jeder Mensch fällt mehr oder weniger häufig in eine Trance. Ein typischer Fall ist der U-Bahn-Fahrgast, der gedanklich der Wirklichkeit so entrückt ist, dass er (fast) die Station verpasst, an der er aussteigen muss. Bei der medizinischen Hypnose wird dieser natürliche Trance-Zustand lediglich gezielt herbeigeführt.  

 

In unserem Beispielsfall gibt der Zahnarzt Bettina zunächst eine Betäubung, bevor er mit der Hypnose-Induktion beginnt. Hätte Bettina Angst vor der Betäubung gehabt, dann wäre es besser gewesen, mit der Spritze zu warten, bis sich Bettina im Trance-Zustand befindet. Selbstverständlich kann auch ganz ohne Betäubung vorgegangen werden - das ist allerdings wesentlich zeitaufwändiger. Wenn das Hypnose-Ziel im Angstabbau oder in der Entspannung bei der Behandlung liegt, ist eine Spritze auch deshalb sinnvoll, weil sie der Patientin ein Gefühl der Sicherheit gibt. Im vorliegenden Fall wird die Einwirkdauer der Anästhesie für die sogenannte Induktion genutzt.  

 

Die Induktion dient dazu, Bettina in den Zustand der Trance zu versetzen. Zu diesem Zweck wird die Konzentration der Patientin auf ihr Inneres gelenkt. Außer dem Klischee der Induktion mit dem Pendel - der sogenannten Fixationsmethode - gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten. Bei der Induktion spricht der Hypnotherapeut mit ruhiger Stimme auf Bettina ein. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf ihre eigene Atmung und ihren eigenen Körper gelenkt.