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  • · Article · Brustkrebs

    Systematisches Mammografie-Screening zunehmend in der Kritik

    Das systematische Mammografie-Screening wird wegen der Häufigkeit von Überdiagnosen und Übertherapien zunehmend kritisiert. Dr. Peter Gøtzsche aus Kopenhagen forderte kürzlich bei der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin in Halle, mit dem Screening aufzuhören. Auch das Fachgremium des Swiss Medical Board stellt nach einer aktuellen Literaturanalyse das systematische Mammografie-Screening infrage. Zwar können durch das Screening Tumoren in einem früheren Stadium entdeckt werden, wodurch die Brustkrebs-Mortalität geringfügig gesenkt werden kann, heißt es im Abschlussbericht. Der erwünschten Wirkung von einem bis zwei verhinderten Todesfällen auf 1.000 Frauen mit regelmäßigem Screening seien die unerwünschten Wirkungen von 100 Fehlbefunden auf 1.000 Untersuchungen gegenüberzustellen. Diese führten zu weiteren Abklärungen und zum Teil zu unnötigen Behandlungen, die für 100 von 1.000 Frauen physische und psychische Belastungen zur Folge hätten. Die Schweizer Forscher raten,

     

    • systematische Mammografie-Screening-Programme nicht einzuführen
    • bzw. bereits bestehende Programme zu befristen,
    • alle Mammografie-Screeningformen qualitativ zu evaluieren und
    • Frauen vor jedem Screening gründlich zu untersuchen und über erwünschte und unerwünschte Wirkungen verständlich aufzuklären.

     

    Viele Frauen sind über Nutzen und Risiken eines Mammografie-Screenings unzureichend informiert. Das zeigen aktuelle Zahlen des Gesundheitsmonitors von Barmer GEK und Bertelsmann-Stiftung, bei dem 1.850 Frauen im Alter von 44 bis 63 Jahren befragt wurden. Fast ein Drittel meinte, dass die bloße Teilnahme am Screening eine Brustkrebserkrankung verhindern könne. Der Nutzen wurde im Schnitt auf 237 weniger Sterbefälle pro 1.000 Teilnehmerinnen beziffert. In einer weiteren Befragung von rund 1.220 Frauen in den USA nach Mammografie räumten rund die Hälfte der Studienteilnehmer mit positiven Befunden beträchtliche, 5 % extreme Ängste bis zu endgültigen Klärung ein. Überraschenderweise hatte dies aber auf die Bereitschaft, an weiteren Untersuchungen teilzunehmen, gar keinen Einfluss. Ein Viertel der falsch-positiven Frauen sagten, dass sie künftig an einem Screening sehr wahrscheinlich teilnehmen würden. Unter Frauen mit negativem Befund waren es nur 14 %.

     

    Quellen

    • 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, 13-15. März 2014, Halle/Saale
    • Swiss Medical Board: Systematisches Mammografie Screening. Bericht vom 15.12.2013,
    • Biller-Adorno N, Jüni P: Abolishing Mammography Screening Programs? A View from the Swiss Medical Board. N Eng J Med 2014; 370(21): 1965-1967
    • Tosteson A et al.: Consequences of False-Positive Screening Mammograms. JAMA Intern Med 2014, published online April 21
    • Gesundheitsmonitor der Bertelsmann-Stiftung und der Barmer-GEK, veröffentlicht am 13. Februar 2014

     

    Volltexte

     

    Pressemitteilungen

    Quelle: Ausgabe 06 / 2014 | Seite 15 | ID 42704335