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  • 30.08.2010 | Therapiesicherheit

    Bislang größte Studie zur Sicherheit von Statinen bringt Überraschendes

    Statine zählen zu den weltweit am häufigsten verschriebenen Pharmaka. In der bislang größten prospektiven Kohortenstudie ist das Auftreten unerwünschter Wirkungen unter Statinen untersucht worden. Die gute Nachricht: Die Inzidenz von Tumorerkrankungen war nicht erhöht. Allerdings ist die Liste der bekannten Nebenwirkungen um zwei neue potenzielle Risiken für Niere und Auge erweitert worden. Überdies konnten einige erhoffte Schutzeffekte der Statine nicht erhärtet werden. Unter dem Strich überwiegt jedoch der Nutzen der Substanzen den möglichen Schaden, so die Autoren.  

     

    Ausgewertet wurden Daten von mehr als zwei Millionen Patienten aus britischen Allgemeinarztpraxen im Alter von 30 bis 84 Jahren unter Statintherapie. Bei den knapp 226.000 Patienten, die erstmals Statine bekamen, wurde am häufigsten Simvastatin eingesetzt (71 Prozent), gefolgt von Atorvastatin (22 Prozent), Pravastatin (vier Prozent), Rosuvastatin (zwei Prozent) und Fluvastatin (gut ein Prozent). Das Risiko für Tumoren des Magens, des Kolons, der Lunge, der Prostata, der Brust, der Nieren sowie für Melanome war unter Statinen nicht erhöht, das Risiko eines Ösophaguskarzinoms sogar leicht erniedrigt. Indizien, dass Statine möglicherweise vor Parkinson, Rheumatoider Arthritis, venösen Thromboembolien, Demenz oder Osteoporosefrakturen schützen könnten, wurden nicht bestätigt.  

     

    Überraschend war unter Statinen das Fünf-Jahres-Risiko für ein akutes Nierenversagen erhöht: die NNH (number needed to harm) betrug bei Frauen 434, bei Männern 346. Das bedeutet, von 10.000 behandelten Frauen wären 23 zusätzlich von dieser bedrohlichen Nebenwirkung betroffen. Das Risiko für Myopathien war bei Männern mit einer NNH von 91 deutlich häufiger als bei Frauen (259). Für Leberfunktionsstörungen betrugen die NNH 142 bzw. 136, für Katarakt 52 bzw. 33 (zweite Zahl jeweils für Frauen). Das Risiko für akutes Nierenversagen und für erhöhte Leberenzyme stieg zudem mit der verordneten Dosis. Zwischen einzelnen Statinen gab es hinsichtlich des Risikopotenzials keine Unterschiede. Einzige Ausnahme: Leberfunktionsstörungen traten unter Fluvastatin gehäuft auf. Alle Risiken persistierten über die gesamte Behandlungsdauer, waren aber nach Absetzen der Therapie nach einem bis drei Jahren reversibel. Ein kausaler Zusammenhang lässt sich allerdings durch die Studiendaten nicht belegen, wie die Autoren einschränken.  

     

    Quelle

    • Hippisley-Cox J, Coupland C: Unintended effects of statins in men and women in England and Wales. BMJ 2010; 340: c2197