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  • 21.07.2010 | Fieberhafte Erkrankungen

    Computermodell verbessert Diagnostik schwerer bakterieller Infekte

    Pro Jahr machen jüngere Kinder durchschnittlich drei bis sechs fieberhafte Erkrankungen durch. Meist handelt es sich um selbst-limitierende, virale Infekte. Fünf bis zehn Prozent der Betroffenen haben jedoch ernsthafte bakterielle Infektionen wie Pneumonien, Harnwegsinfekte, Meningitiden, Bakteriämien, Osteomyelitiden oder Gelenksinfektionen. Nicht immer sind diese auf Anhieb von Virusinfekten zu unterscheiden. Eine verzögerte oder falsche Diagnose ohne rechtzeitige Antibiose kann aber ernsthafte Folgen haben. Daher haben australische Forscher in einer großen prospektiven Studie die gängige Diagnosepraxis analysiert und zugleich ein computergestütztes Rechenmodell entwickelt und evaluiert, um die Diagnosesicherheit für bakterielle Infektionen deutlich zu erhöhen. 

     

    Ausgewertet wurden knapp 16.000 Fieberepisoden. Die häufigsten klinischen Diagnosen waren virale Infektionen (20 Prozent), virale obere Atemwegsinfekte (17 Prozent) und Gastroenteritiden (14 Prozent). In sieben Prozent der Fälle lag eine der drei häufigsten schweren bakteriellen Infektionen vor: Harnwegsinfekt oder Pneumonie (je 3,4 Prozent) oder Bakteriämie (0,4 Prozent). Bei mehr als 94 Prozent der Kinder waren die richtigen Untersuchungen - Röntgen-Thorax, Urin- oder Blutkulturen - veranlasst worden. Dennoch erhielten initial nur 66 Prozent der Kinder mit Harnwegsinfekt, 69 Prozent der Kinder mit Lungenentzündung und 81 Prozent der Kinder mit Bakteriämie Antibiotika. 230 von 363 Kindern mit schwerer bakterieller Infektion erhielten erst im Verlauf der Erkrankung Antibiotika.  

     

    Bei hoher Spezifität der ärztlichen Diagnosen (90 bis 100 Prozent) war ihre Sensitivität gering (zehn bis 50 Prozent). Durch das computergestützte Diagnosemodell, bei dem aus 40 Variablen letztlich 26 zur Risikoermittlung herangezogen wurden, ließ sich die Sensitivität verbessern. Dabei war ein krankes Erscheinungsbild der Kinder der stärkste Hinweis auf eine schwere bakterielle Infektion. Auch erhöhte Körpertemperatur, fehlende Flüssigkeitsaufnahme in den letzten 24 Stunden, verlängerte kapilläre Füllungszeit und chronische Erkrankungen waren prädiktiv. Bei Harnwegsinfekt und Lungenentzündung kamen Lokalsymptome wie Dysurie und Husten hinzu. Durch das Programm, so die Forscher, könnten Kinder mit Fieber rascher angemessen behandelt werden. 

     

    Quelle

    • Craig JC et al.: The accuracy of clinical symptoms and signs for the diagnosis of serious bacterial infection in young febrile children: prospective cohort study of 15781 febrile illnesses. BMJ 2010; 340: c1594