Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo

· Deutsches Zentrum für Altersfragen

Wer im Ruhestand arbeitet, ist oft gebildet und hatte bis zum Renteneintritt einen Job

Bild: ©Jürgen Fälchle - stock.adobe.com

| Soziale und wirtschaftliche Unterschiede beeinflussen, ob Rentenbezieher einer Erwerbsarbeit nachgehen oder nicht. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) auf Grundlage einer Befragung von erwerbstätigen und nicht mehr erwerbstätigen Rentnern. Die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbsbeteiligung bei Rentenbezug stieg dabei mit dem Bildungsniveau, einer Beschäftigung bis zum Renteneintritt, aber auch bei einem niedrigen Haushaltseinkommen. |

Einkommenslage spielt wichtige Rolle

  • Unter den Erwerbstätigen nahm die Wahrscheinlichkeit von Erwerbsarbeit mit steigendem Haushaltseinkommen ab ‒ im obersten Viertel der Einkommensverteilung lag sie um rund 13 Prozentpunkte niedriger als im schwächsten Viertel.

 

  • Das durchschnittliche Haushaltseinkommen pro Kopf der Erwerbstätigen vor Hinzuverdienst (1.480 EUR) war geringer als das der Nichterwerbstätigen (1.735 EUR). Während rund 30 Prozent der weiterhin Erwerbstätigen aus dem untersten Einkommensviertel kamen, waren es nur 16 Prozent der nicht mehr Erwerbstätigen.

 

  • Jeweils 90 Prozent der Befragten aus dem 3. und 4. Viertel der Einkommensverteilung gaben an, aufgrund eines ausreichenden Einkommens nicht mehr erwerbstätig zu sein, im 2. Einkommensviertel waren es 78 Prozent und im niedrigsten Viertel nur 54 Prozent.

 

  • Aus gesundheitlichen Gründen nicht erwerbstätig zu sein gaben 38 Prozent der Personen aus dem obersten Einkommensviertel an, jedoch 65 Prozent aus dem untersten Einkommensviertel, was den bekannten Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheitszustand widerspiegelt.

Einfluss des Bildungsstandes

Großen Einfluss neben dem Einkommen hat aber auch der Bildungsstand. Die Wahrscheinlichkeit auf eine Erwerbstätigkeit erhöhte sich mit steigendem Bildungsstatus: Akademiker hatten im Vergleich zu Personen mit dem niedrigsten Bildungsabschluss eine um 12 Prozentpunkte erhöhte Wahrscheinlichkeit im Ruhestand noch beschäftigt zu sein. Rund 38 Prozent der noch Erwerbstätigen hatten einen akademischen Abschluss gegenüber rund 28 Prozent der nicht mehr Erwerbstätigen. Hier spielen wahrscheinlich auch die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten und attraktiveren Beschäftigungsoptionen für höher Gebildete eine Rolle.

Einfluss der Arbeitsmarktintegration

Zudem wirkte sich eine gute Arbeitsmarktintegration in der Zeit vor dem Ruhestand positiv auf die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Erwerbbeteiligung aus. Die Wahrscheinlichkeit war bei einer Beschäftigung bis zum Renteneintritt um rund 13 Prozentpunkte erhöht gegenüber Personen, die vor Renteneintritt nicht mehr erwerbstätig waren.

 

Die meisten der noch erwerbstätigen Befragten im Alter zwischen 65 und 74 Jahren sehen in ihrer Erwerbstätigkeit Möglichkeiten aktiv zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen: Spaß an der Arbeit, eine sinnvolle Aufgabe haben, soziale Kontakte (jeweils über 90Prozent). Aber auch finanzielle Gründe wurden von 43 Prozent als zusätzliches Motiv genannt, dies überdurchschnittlich oft im unteren Einkommensbereich (als alleiniger Grund nur von rund 2 Prozent). Auch die Gründe nicht mehr erwerbstätig zu sein waren vielfältig: Ihr Haushaltseinkommen sei ausreichend gaben 81 Prozent an, daneben bspw. im Leben genug gearbeitet zu haben (83 Prozent), den Gesundheitszustand (54 Prozent), einen Mangel an passenden Stellen (22 Prozent) ...

 

„Die Motive und die Voraussetzungen für Erwerbsarbeit im Ruhestand sind in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich“, sagt Laura Romeu Gordo vom DZA. Und „Obwohl Erwerbsarbeit für einen Teil der Rentner und Pensionäre eine Gelegenheit ist, Einkünfte aufzubessern, kann diese Aufstockung des Alterseinkommens keine dauerhafte Option und kein Ersatz für auskömmliche Alterseinkünfte sein“. Die Auswertungen beziehen sich auf die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen. Im Jahr 2018 waren rund 15 Prozent der 65- bis 69-jährigen und rund 13 Prozent der 70- bis 74- jährigen Rentner/Pensionäre erwerbstätig, ab einem Alter von 75 Jahren nur noch 2 Prozent.

 

(JT)

Quellen |

PM v. 07.04.2022 zum IAB-Kurzbericht 8/2022

Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Panels Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS).

Quelle: ID 48202079