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· Tag der Arbeit

Arbeitsstunde kostet Arbeitgeber durchschnittlich 35 Euro ‒ Platz 6 in der EU

Bild: © MG - stock.adobe.com

| Zum „Tag der Arbeit“ prangern Gewerkschafter traditionell vermeintliche Missstände bei Arbeitgebern an. Diese Statistik setzt Fakten dagegen: Arbeitgeber zahlen im Schnitt 35 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde, so das Statistische Bundesamt. Die Arbeitskosten liegen damit 32 Prozent über dem EU-Durchschnitt! Deutschland belegt aktuell Rang 6 in der EU. Dänemark hatte mit 44,70 Euro die höchsten Arbeitskosten je geleistete Stunde, Bulgarien mit 5,30 Euro die niedrigsten. |

 

Hier ein einminütiges Kurzvideo zum Bericht.

Arbeitskosten 32 Prozent über dem EU-Durchschnitt

Gemessen am EU-Durchschnitt von 26,60 Euro zahlten deutsche Arbeitgeber des Produzierenden Gewerbes und wirtschaftlicher Dienstleistungen 32 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit. In den EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Arbeitskosten (Spitzengruppe: Dänemark, Luxemburg, Belgien, Schweden, Frankreich und Deutschland) kostete sie mit 36,30 Euro durchschnittlich 36 Prozent mehr. Anders in den Ländern mit den geringsten Arbeitskosten (Aufholende Länder: Bulgarien, Rumänien, Litauen, Lettland, Polen und Ungarn). Hier kostete eine Arbeitsstunde 8,50 Euro und damit 68 Prozent weniger als im EU-Durchschnitt.

Abstand der Länder verringert sich

Insgesamt betrugen die Arbeitskosten in der Spitzengruppe mehr als das Vierfache (427 Prozent) des Wertes der aufholenden Länder. Dieser Abstand hat sich seit dem Jahr 2004, als erstmals vergleichbare Zahlen für alle relevanten Mitgliedstaaten vorlagen, allerdings mehr als halbiert. Damals betrugen die durchschnittlichen Arbeitskosten in der Spitzengruppe mit 28,00 Euro noch fast das Achtfache (772 Prozent) des Niveaus der Kontrastgruppe von 3,60 Euro.

 

Diese Annäherung der relativen Arbeitskosten resultiert daraus, dass in Ländern mit niedrigen Arbeitskosten die Wachstumsraten bereits seit vielen Jahren deutlich über denen der Länder mit bereits hohen Arbeitskosten liegen. Dies wird deutlich beim Vergleich zwischen Deutschland und Bulgarien: Während die Arbeitskosten je geleistete Stunde in Deutschland von 2004 bis 2018 um 30 Prozent stiegen, haben sie sich in Bulgarien mehr als verdreifacht (+231 Prozent).

Arbeitsstunde in Industrie 48 Prozent über EU-Durchschnitt

Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2018 durchschnittlich 40,00 Euro. Beschränkt auf diesen Wirtschaftsbereich lag Deutschland im EU-Vergleich auf Rang 4. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war damit 48 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt (27,00 Euro). Bei den marktbestimmten Dienstleistungen lag Deutschland mit Arbeitskosten von 32,40 Euro pro Arbeitsstunde europaweit auf dem 9. Platz (22 Prozent über dem EU-Durchschnitt).

 

Arbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2018 in Euro (Rechenstand: 4. Quartal 2018)

Mitgliedstaaten der Europäischen Union (absteigend sortiert nach Arbeitskostenniveau bei Produzierendem Gewerbe und Dienstleistungen)
Produzierendes Gewerbe und wirtschaftliche Dienstleistungen
Darunter
Verarbeitendes Gewerbe
Marktbestimmte Dienstleistungen
Euro
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Euro
Rang
Euro
Rang

Europäische Union (EU 28)

26,6

2,4

27

26,5

Euro-Währungsgebiet (EU 19)

30,5

2,3

32,8

29,6

Dänemark

44,7

2,1

45,2

1

44,8

1

Luxemburg

40,3

1,5

33,8

9

44,1

2

Belgien

40

1,7

42,6

2

39,2

3

Schweden

39,3

-4,5

40,7

3

39

4

Frankreich

36,5

2,8

37,6

6

36,2

5

Deutschland

35

2,3

40

4

32,4

6

Österreich

34,9

2,9

37,5

7

33,5

7

Niederlande

34,7

2,2

38,5

5

34,2

8

Finnland

34,5

1,4

36,8

8

33,5

9

Irland

30,5

3,2

32,1

10

30

10

Italien

27,2

1,6

27,5

11

27,1

11

Vereinigtes Königreich

26,3

2,3

26,3

12

26

12

Spanien

21,3

1,8

23

13

20,5

13

Slowenien

18,3

3,4

18,1

14

18,6

14

Griechenland

16,1

2,4

15,6

15

16,3

15

Zypern

14,4

2,9

12,2

18

14,6

16

Malta

14,1

0,1

13,7

16

14,5

17

Portugal

13,3

1,8

11,4

21

14,5

17

Tschechische Republik

12,7

10,7

12,6

17

12,8

19

Estland

12,6

5,6

11,7

20

12,8

19

Slowakei

11,8

6,7

12,1

19

11,7

21

Kroatien

10,9

8,9

9,9

22

11,5

22

Ungarn

9,9

5,6

9,7

23

10,1

23

Polen

9,9

6,9

9,1

24

10

24

Lettland

9,7

12,1

8,8

25

10

24

Litauen

9,2

10

8,8

25

9,6

26

Rumänien

6,5

8,5

5,9

27

7,1

27

Bulgarien

5,3

6,5

4,7

28

5,7

28

 

 

 

Bild: Statista

Rang 14 bei Lohnnebenkosten für Deutschland

Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2018 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland in Branchen des Produzierenden Gewerbes und der wirtschaftlichen Dienstleistungen auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Damit lagen die Lohnnebenkosten in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 30 Euro. Im EU-weiten Ranking lag Deutschland im Mittelfeld auf Platz 14. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (48 Euro) die höchsten Lohnnebenkosten gezahlt, in Malta (8 Euro) die niedrigsten.

 

Zeitreihen für die Arbeitskosten in Deutschland untergliedert nach Branchen stehen unter dem Suchbegriff „Jahresschätzung Arbeitskosten“ in der Datenbank zur Verfügung.

 

Quelle | PM Destatis + Grafik von Statista

Quelle: ID 45889129