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· Women in Work Index 2022

COVID-19-Pandemie wirft Frauen auf dem Weg zu beruflicher Gleichstellung deutlich zurück

Bild: © mrmohock - stock.adobe.com

| Die COVID-19-Pandemie hat die erzielten Fortschritte auf dem Weg zur beruflichen Gleichstellung von Frauen um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen, geht aus dem „Women in Work Index 2022“ von PwC hervor. Deutlich gestiegen sind unter anderem die geschlechtsspezifische Arbeitslosigkeit und der Anteil von Frauen, die aufgrund der Pandemie aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind. Auch beim Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft sind Arbeitgeber und Regierungen gefordert, die Weichen so zu stellen, dass Frauen im Wandel nicht benachteiligt werden. |

Gefahr: Frauenverdienst erst in 63 Jahren auf Männerniveau

PwC erhebt den Women in Work Index seit zehn Jahren. Seither war die Frauenerwerbstätigkeit in den OECD-Ländern langsam, aber stetig gestiegen. Allerdings: Im Erhebungsjahr 2020 ist der Index erstmals gesunken, in den einzelnen Kategorien unterschiedlich stark:

 

  • Die Frauen-Erwerbstätigenquote sank um einen Prozentpunkt auf 69 Prozent,
  • die geschlechtsspezifische Arbeitslosenquote stieg um einen Prozentpunkt auf 7 Prozent.
  • Aber: Die Lohnlücke ist im ersten Pandemiejahr 2020 von 15 auf 14 Prozent zurückgegangen.

 

„Wenn die Angleichung der beruflichen Bedingungen von Männern und Frauen so weitergeht wie in den vergangenen zehn Jahren, dauert es 33 Jahre, bis die Frauen-Erwerbstätigenquote das Niveau der Männer erreicht“, sagt Petra Raspels, Head of People & Organisation bei PwC Deutschland und Europa, sagt. „Die Erwerbstätigenlücke wäre erst in 30 Jahren geschlossen, die geschlechterspezifische Arbeitslosigkeit in neun Jahren auf demselben Niveau angelangt. Dieselbe Vollzeitbeschäftigungsrate wie Männer würden Frauen sogar erst in 67 Jahren erreichen.“

 

Beachten Sie | Bis Frauen dasselbe Lohnniveau wie Männer erreichen, würden bei gleichbleibendem Tempo noch 63 Jahre vergehen.

 

Gender Pay Gap in Deutschland wächst

Die Spitzengruppe des PwC Women in Work Index bilden 2020 dieselben fünf Länder wie im Vorjahr, allerdings in veränderter Reihenfolge:

Der neue Spitzenreiter ist Neuseeland (2019: Platz 4), gefolgt von Luxemburg, Slowenien, Schweden und Island, dem Top-Platzierten von 2019. Deutschland liegt mit Rang 19 nach wie vor im unteren Mittelfeld (2019: Rang 19).

 

Auch hierzulande drückte die Pandemie den Gesamtindex erstmals nach unten. Ein Blick auf die Einzelkategorien in Deutschland im Jahr 2020:

 

  • Die Frauen-Erwerbstätigenquote stieg mit 0,9 Prozentpunkten leicht an ‒ auf 75,8 Prozent
  • Die Erwerbstätigenlücke sank von 8,6 auf 6,8 Prozent
  • Die Frauen-Arbeitslosenquote stieg von 2,8 auf 3,4 Prozent
  • Der Anteil an Frauen in Vollzeitbeschäftigung sank von 63,7 auf 60,6 Prozent

 

Beachten Sie | Im Gegensatz zum Durchschnitt der betrachteten OECD-Länder wuchs in Deutschland das Lohngefälle von Männern zu Frauen um 0,9 Prozentpunkte auf 20,1 Prozent. Die Zahlen belegen, dass auch in Deutschland Frauen einen Großteil der pandemiebedingten Belastungen tragen. Dabei seien berufliche Gleichstellung und mehr Frauen im Beruf auch hierzulande ein wichtiger Standortfaktor, kommentiert PwC.

Neben Gender Pay Gap droht ‚Green Job Gap‘

Die Transformation hin zur Klimaneutralität ist mit Wachstumserwartungen verknüft. In allen OECD-Ländern entstehen neue, „grüne“ Arbeitsplätze ‒ allerdings vorwiegend in wenigen Sektoren, insbesondere in Versorgungsunternehmen, im Bau- und verarbeitenden Gewerbe. In diesen Sektoren sind fast 31 Prozent der männlichen Arbeitskräfte in der OECD beschäftigt, aber nur elf Prozent der weiblichen Beschäftigten.

 

Die Gefahr: Ohne Gegenmaßnahmen droht sich die Beschäftigungslücke zwischen Männern und Frauen beim Übergang zu Netto-Null bis 2030 um 1,7 Prozentpunkte zu vergrößern. „Um neben dem Gender Pay Gap einen zusätzlichen ‚Green Job Gap‘ zu verhindern, sind Wirtschaft und Politik gefordert, innerhalb der aktuellen ESG-Transformation die Gleichberechtigung und Repräsentation von Frauen in der Arbeitswelt deutlich zu verbessern“, kommentiert Dr. Peter Gassmann, globaler ESG-Leader von PwC und Global Leader von Strategy&, der Strategieberatung von PwC.

 

  • Tipps für Unternehmen
  • Ermitten Sie die Einstiegshindernisse für Frauen
  • Etablieren Sie gezielte Weiterqualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen
  • Investieren Sie in Trainings- und Mentoringprogramme
 

Da im Energiesektor Frauen auch in der Unternehmensleitung deutlich unterrepräsentiert sind, sollten Frauen auch auf den Führungsebenen entsprechend qualifiziert werden. Gassmann sieht, dass insbesondere auf Vorstandsebene „Innovation ermöglicht würden“.

Geschlechtergleichstellung rechnet sich

Eine Erhöhung der Frauenbeschäftigungsquote in der gesamten OECD auf das Niveau Schwedens würde nach Berechnungen von PwC das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der OECD um sechs Billionen US-Dollar pro Jahr steigern. Gleichzeitig könnte die Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles das Einkommen von Frauen in der gesamten OECD um zwei Billionen US-Dollar pro Jahr steigern.

 

Über die Studie

Der „Women in Work Index 2022“ von PwC basiert auf den aktuellsten verfügbaren Daten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von 2020 und bewertet die Beschäftigungssituation von Frauen in 33 OECD-Ländern. In den Index fließen fünf Kategorien ein:

 

  • Die Frauen-Erwerbstätigenquote
  • Die Differenz zwischen der Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern,
  • Die geschlechterspezifische Arbeitslosenquote
  • Der Anteil von Frauen in Vollzeitbeschäftigung
  • Das Lohngefälle von Männern zu Frauen („Gender Pay Gap“)

 

(JT)

 

Quelle |

  • Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften.
Quelle: ID 48086056