· Fachbeitrag · Vorhofflimmern
Stumme Schlaganfälle ‒ unterschätztes Risiko bei der Katheterablation?
Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) gewinnt bei der Rhythmus-erhaltenden Therapie die Katheterablation angesichts geringer Fortschritte bei der Antiarrhythmika-Therapie mehr und mehr an Bedeutung. Aufgrund der besseren Wirksamkeit und der geringen Rate schwerer Komplikationen von unter 1 % bei jüngeren, relativ gesunden Patienten können interventionelle Verfahren bei dieser Patientengruppe laut der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bereits als primäre Therapie erwogen werden. Sorge bereiten allerdings nach Angaben von Professor Dr. Gerhard Hindricks vom Herzzentrum Leipzig asymptomatische (stumme) Schlaganfälle. Laut Daten von drei randomisierten Studien können bei 10 % - 14 % der Behandelten nach dem Eingriff im zerebralen MRT embolische Läsionen festgestellt werden.
Häufung von silent strokes bei Einsatz des PVAC-Katheters
Die Häufigkeit von silent strokes, deren klinische Konsequenzen noch unklar sind, scheint von der eingesetzten Energieform abzuhängen, berichtete Hindricks bei den Dresdner Herz-Kreislauf-Tagen 2012. Am geringsten war das Risiko bei der Kryoablation (rund 4 %), etwas höher bei der konventionellen flüssigkeitsunterstützten Hochfrequenzstromablation (rund 7 %), inakzeptabel hoch, so Hindricks, hingegen mit einer Rate von über 35 % bei Einsatz der nicht-flüssigkeitsgekühlten Hochfrequenzablation mit dem Pulmonary Vein Ablation Catheter® (PVAC®, Fa. Medtronic). Hindricks forderte den Hersteller dazu auf, den Katheter zu modifizieren oder vom Markt zu nehmen.
Zur Vorbeugung thromboembolischer Komplikationen sollte bereits während der Ablation eine orale Antikoagulation erfolgen, sagte Hindricks. Laut internationalen Erhebungen beträgt die Rate schwerer Komplikationen bei Katheterablationen wie Schlaganfall, Perikdardtamponade oder Pulmonalvenenstenose 2,7 % - 4,5 %. „Da diese Daten aus Schwerpunktzentren stammen, ist das sicher die untere Grenze dessen, was zu erwarten ist”, sagte Hindricks. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Komplikationen bei Folgeeingriffen kumulieren. Bei den meisten Patienten sind zum langfristigen Erhalt des Sinusrhythmus zwei bis drei Katheter- ablationen nötig. Das Komplikationsrisiko steigt mit zunehmendem Schweregrad des VHF und mit dem Alter der Patienten. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Besonders gefährdet sind Patienten mit struktureller Herzerkrankung und mit früherem Schlaganfall. Als entscheidende Faktoren zur Minimierung des Komplikationsrisikos nannte Hindricks: gute Ausbildung der Operateure, ausgewählter Einsatz von Technologien, die sich als besonders sicher erwiesen haben, und leitliniengerechte Indikationsstellung.
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