· Fachbeitrag · Praxisangebot
Da drückt garantiert kein Schuh: Der Physiotherapeut als Barfuß-Coach
von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| „Zurück zur Natur“ lautet der Trend in den vergangenen Jahren. Das macht auch vor grundlegenden Bewegungsmustern wie dem Gehen und Laufen nicht Halt. Barfußschuhe sind mittlerweile normal, und auch das reine Barfußgehen wird immer wieder empfohlen. Ob zu Recht oder nicht ‒ das möchte der folgende Text klären. |
Studienlage zum Barfußgehen ist dürftig
Barfußgehen entspricht unserer natürlichen Fortbewegungsart. Sohlen mit Gelkissendämpfung, erhöhten Absätzen und ergonomischem Fußbett sind zwar bequem, nehmen unserer Fußmuskulatur aber eine Menge Arbeit ab. Und nach dem Motto „Use it, or lose it“ wird der Körper diese nicht benutzte Muskulatur möglicherweise zurückbilden, was Beschwerden nach sich ziehen kann.
Dennoch ist die Studienlage nicht ganz so eindeutig, wie man das vielleicht annehmen würde. Erstaunlicherweise existieren nur wenig systematische Übersichtsarbeiten, die sich mit den gesundheitlichen Effekten des langfristigen Barfußgehens und -laufens beschäftigt haben. Die vorhandenen Arbeiten jedenfalls kommen zu dem Ergebnis, dass bislang lediglich Evidenz von eher niederer Qualität vorliegt und keine klaren Schlussfolgerungen möglich seien (Hollander et al. 2017, online unter iww.de/s8351). [1] Einzelne Arbeiten wiederum belegen, dass Barfußgehen zu einem breiteren Fußbett führt, die Zehen sich also spreizen. Das hat möglicherweise einen positiven Einfluss auf bereits bestehende Hallux-valgus-Beschwerden. Wer viel barfuß geht, macht darüber hinaus offenbar kürzere Schritte, belastet seinen Fuß weniger und setzt ihn flacher auf, also nicht punktuell zuerst mit der Ferse (Franklin et al. 2015, online unter iww.de/s8352). [2]
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