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  • · Fachbeitrag · Praxisentwicklung

    Fallstudie: CEREC bleibt aktuell!

    von Mark Ulrich, Unternehmensberatung im Gesundheitswesen,Ludwigsburg, www.ulrich-partners.com 

    | Viele Praxen haben es, andere möchten es erwerben: ein CEREC. Wegen der reduzierten Abrechnungsmöglichkeiten im Rahmen der GOZ 2012 im Bereich dentinadhäsiver Restaurationen (DARs) bleibt das Thema aktuell. Die in Ausgabe 2/2010 in der Theorie gestellte Frage „Mehr Gewinn durch CEREC?“ - der Beitrag ist im Online-Archiv auf der Website zwd.iww.de abrufbar - wird nun anhand tatsächlicher Werte verifiziert. Zudem werden die praktischen Erfahrungen der beiden Zahnärzte, die sich seinerzeit das CEREC gemeinsam angeschafft haben, ausführlich geschildert. |

    Analyse der Ist-Werte 2012

    Die Ist-Daten für das Jahr 2012 wurden der Praxissoftware der genannten Doppelpraxis entnommen. 70 Prozent aller Kronen, Teilkronen und Inlays konnten problemlos und aus Sicht der Zahnärzte in guter Qualität - einer der Zahnärzte ist gelernter Zahntechniker - mittels CEREC hergestellt werden.

     

    Die dargestellte Praxis befindet sich im Großraum München. Es werden grundsätzlich nur sehr hochwertige Materialien und Geräte verwendet. Ein Vergleich der dargestellten Einnahmen und Ausgaben mit anderen Praxen kann gegebenenfalls große Unterschiede aufweisen.

     

    Der Verkaufspreis (VK-Preis) für ein CEREC liegt im Ermessen der Praxis. Die Herstellungs- bzw. Selbstkosten lagen - wie die Tabelle zeigt - bei durchschnittlich 91,18 Euro pro Stück. Rund die Hälfte hiervon (51,18 Euro) macht die anteilig auf die produzierte Menge berechnete Leasingrate aus (Leasingrate dividiert durch Anzahl der CERECs). Dieser Kostenanteil variiert in Abhängigkeit zur produzierten Gesamtstückzahl. Es gilt: Je höher die Ausbringungsmenge, umso geringer sind die Kosten pro Stück (Stückkosten).

     

    Praxisdaten CEREC je Fall
    Einzelkronen
    Teilkronen
    Inlays

    Abgerechnete Fälle im Jahr 2012

    139

    116

    85

    Ø Einnahme Honorar GOZ

    580 Euro

    520 Euro

    350 Euro

    Ø Einnahme Eigenlabor (VK-Preis für CEREC)

    367 Euro

    307 Euro

    307 Euro

    Ø Einnahme Materialbeleg

    31 Euro

    31 Euro

    31 Euro

    Ø Kosten für Material (teilweise nicht abrechenbar)

    40 Euro

    40 Euro

    40 Euro

    Kosten Leasingrate (anteilig pro CEREC)

    51,18 Euro

    51,18 Euro

    51,18 Euro

    Ø Zeitaufwand je Fall in Minuten

    60

    60

    60

    Mit Stückkosten von 91,18 Euro wäre die Praxis im Übrigen jederzeit in der Lage, kostendeckend mit einem ausländischen Fremdlabor zu konkurrieren.

     

    Die folgende Tabelle schlüsselt die Umsätze durch CEREC auf, wobei unterteilt wird in Einzelkronen, Teilkronen und Inlays:

     

    Gesamtumsätze CEREC 2012
    Einzelkronen
    Teilkronen
    Inlays

    Gesamteinnahmen

    135.942,00 Euro

    99.528,00 Euro

    58.480,00 Euro

    Summe direkte Kosten

    12.674,02 Euro

    10.576,88 Euro

    7.750,30 Euro

    Summe Zeitaufwand in Stunden

    139

    116

    85

    Resultierendes Honorar/Stunde

    886,82 Euro

    766,82 Euro

    596,82 Euro

    Die CEREC-Umsätze nehmen aufgrund der GOZ-Novellierung weiter zu. Die Praxis hat die bislang häufig abgerechneten hochwertigen DARs erst ab dem 3. Quartal 2012 auf CEREC umgestellt. Zuvor hatten die beiden Zahnärzte versucht, große DARs im Rahmen der GOZ 2012 anzubieten. Um kostendeckend zu arbeiten, musste regelmäßig der „neue“ Höchstsatz überschritten werden. Dies hatte eine abweichende Vergütungsvereinbarung und massive Erstattungsprobleme mit den Versicherungsgesellschaften zur Folge.

     

    Teilkronen und Inlays sind teurer als eine vergleichbare hochwertige DAR. Trotzdem entscheidet sich die Mehrheit der Patienten offensichtlich leichter für eine prothetische Versorgung. Das ist irrational. Den Patienten wird häufig nur ein 80-prozentiger Anteil an der Prothetik erstattet. Der 20-prozentige Selbstbehalt ist absolut betrachtet höher als der Eigenanteil einer DAR, wenn diese beispielsweise zum 5,5-fachen Satz berechnet wird. Das ist nur so zu erklären, dass die Versicherungen die Erstattung von Teilkronen und Inlays nicht mit Hinweisen auf „teure“ Faktorüberschreitungen des Zahnarztes kommentieren.

    Konventionelle Leistung im Vergleich

    Zu Vergleichszwecken wurden die oben dargestellten Ist-Werte für eine Simulation herangezogen. Die Frage ist, wie sich die Umsätze der Praxis darstellen würden, wenn sie wieder auf CAD/CAM verzichten müsste.

     

    Vergleich ohne CEREC
    Einzelkronen
    Teilkronen
    Inlays

    Abgerechnete Fälle im Jahr 2012

    139

    116

    85

    Ø Honorar GOZ

    680 Euro

    620 Euro

    450 Euro

    Ø Einnahme Eigenlabor + Materialbeleg

    100 Euro

    100 Euro

    100 Euro

    Ø Kosten für Material

    65 Euro

    65 Euro

    65 Euro

    Kosten Leasingrate

    0 Euro

    0 Euro

    0 Euro

    Ø Zeitaufwand je Fall in Minuten

    90

    90

    90

    Gesamtumsätze ohne CEREC
    Einzelkronen
    Teilkronen
    Inlays

    Summe Einnahmen

    108.420 Euro

    83.520 Euro

    46.750 Euro

    Summe Kosten

    9.035 Euro

    7.540 Euro

    5.525 Euro

    Summe Zeitaufwand in Std.

    208,5

    174

    127,5

    Resultierendes Honorar/Stunde

    476,67 Euro

    436,67 Euro

    323,33 Euro

     

    Obwohl das zahnärztliche Honorar bei konventioneller Leistungserbringung um rund 100 Euro höher ausfällt - vor allem durch Abdruck, individuellen Löffel und Provisorium -, wären die Gesamteinnahmen der Praxis im Vergleich zum Einsatz von CAD/CAM deutlich niedriger. Die Investition in die CAD-/CAM-Technologie stellt das Gegenteil von Outsourcing dar. Die Zahnarztpraxis vereinnahmt einen größeren Anteil an der gesamten Wertschöpfungskette. Der hohe Anteil der Fremdlaborkosten wird als Umsatz bzw. Gewinn in die Praxis geholt.

     

    Für die Patienten ändert sich in Bezug auf die Kosten nichts. Es ist dem Zahnarzt bei Bedarf sogar möglich, die Versorgung günstiger anzubieten. In einigen Praxen kann zudem der durch CEREC von 90 auf 60 Minuten reduzierbare Zeitaufwand, je nach Auslastungs- und Delegationsgrad, einen weiteren finanziellen Vorteil darstellen. Im vorliegenden Beispiel waren das 171 Stunden zusätzliche Behandlungszeit innerhalb eines Jahres.

    Erfolge der vergangen drei Jahre

    Der hohe technische Reifegrad, die resultierende Qualität der Restaurationen, die finanziellen Vorteile durch das „Insourcing“ der Fremdlaborumsätze und die in den Vordergrund tretenden Möglichkeiten des digitalen Workflows haben dazu geführt, dass CEREC heute kaum mehr aus der beschriebenen Zahnarztpraxis wegzudenken ist. Weitere Gründe sind:

     

    • Erweiterung des Anteils an der Wertschöpfungskette sowie Zeitersparnis
    • Verdoppelung des Umsatzes pro Stunde bei CEREC-Restaurationen
    • Keine höheren Kosten für die Patienten, denen zum Teil Preisnachlässe wegen der geringeren Stückkosten angeboten werden konnten
    • Qualitativ gute und sehr gute Ergebnisse
    • Günstige ästhetische und metallfreie Versorgungen im Seitenzahnbereich
    • Alternative zur Faktorüberschreitung bei DARs.

     

    Zahntechnikermeister ist begeistert

    Der seit Mitte 2012 in der Praxis angestellte Zahntechnikermeister nutzt begeistert den digitalen Workflow für Brückengerüste. Der digitale Abdruck geht online an ein Großlabor. Ebenfalls online kann der Zahntechnikermeister der Praxis das Gerüst vor der Anfertigung kontrollieren und nachbearbeiten. Geliefert wird ein mittels Stereolithographie hergestelltes Kunststoffmodell nebst Brückengerüst aus Zirkon.

     

    Behandlungskomfort wurde gesteigert

    Die Mehrzahl der Restaurationen konnte - zur Freude der Patienten - chairside in einer einzigen Behandlungssitzung hergestellt und definitiv versorgt werden. Der Wegfall von Provisorium und manueller Abdrucknahme macht sich zusätzlich in einem höheren Behandlungskomfort für die Patienten bemerkbar (kein Herausfallen des Provisoriums). Die Schleifeinheit und die Konstruktionssoftware sind ein „Hingucker“, der die Modernität und die Hochwertigkeit der Praxis hervorhebt. Die Kosten für Leasing, Verbrauchsmaterial und Wartung liegen nicht höher als in der Planung angenommen. Erwartungsgemäß hatten die Anwender keine Probleme mit der Technik.

    Nachteile durch den Einsatz von CEREC

    Durch CEREC sind in der Beispielspraxis nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile entstanden. Die wichtigsten waren:

     

    • Die Präparation musste - wie erwartet - an die technischen Möglichkeiten der Bluecam angepasst werden.
    • Die optoelektronische Abformung wurde nicht an die Mitarbeiter delegiert. Der Grund hierfür lag jedoch primär an der Angst, dass die Mitarbeiter die teure Bluecam durch Herunterfallenlassen beschädigen könnten.
    • Der GOZ-Umsatz für individuelle Löffel ist entfallen. Erst mit der GOZ 2012 wurde es möglich, die digitale Abformung mit 10,35 Euro je Quadrant zum 2,3-fachen Satz anzusetzen. Aufgrund des guten Stundenhonorars durch CEREC ist dies in der Nachbetrachtung vernachlässigbar.
    • Die Omnicam ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Bluecam, die ohne Pulver funktioniert. Die Umrüstungskosten von rund 20.000 Euro sind für Bestandskunden zu hoch.
    • Ein Upgrade der Konstruktionssoftware ermöglicht es, mehrere Kronen innerhalb einer Konstruktionssitzung besser aufeinander abzustimmen. Zudem wurde der Konstruktionsprozess weiter automatisiert. Jedoch ist das Upgrade in Summe langsamer geworden - vermutlich wegen der zu berechnenden Datenmasse. Bei Einzelrestaurationen greift die Praxis daher auf die „alte“ Konstruktionssoftware zurück.

    Anschaffungsgegenstände und Amortisation

    Die Anschaffungskosten können - je nach gewählter Ausstattung und Händlerrabatt - stark variieren. Ohne Brennofen, Unterstellschrank und Kleinteile liegt der aktuelle Listenpreis für die große MC-XL-Schleifeinheit nebst Aufnahmeeinheit und Software netto bei 79.000 Euro. Es besteht die Möglichkeit, auf die um etwa 10.000 Euro günstigere kleine Schleifeinheit zurückzugreifen. Erfahrungsgemäß sind auch Händlerrabatte von 10 bis 20 Prozent möglich.

     

    PRAXISHINWEIS | CEREC unterliegt als Eigenlaborleistung der Umsatzsteuer. Beim Finanzamt sollten Sie daher die Erstattung der beim Kauf fälligen Mehrwertsteuer geltend machen. Fragen Sie hierzu auch Ihren Steuerberater.

    Im vorliegenden Fall wurden im Jahr 2010 folgende Investitionen in Höhe von 81.000 Euro (netto) getätigt, die sich allesamt als sinnvoll erwiesen haben:

     

    • CEREC-Aufnahmeeinheit Bluecam mit CEREC 3D Software
    • Schleifeinheit MC XL
    • Brennofen für Glasur und Kristallisationsprozess. Bei gerüstfreien zementierbaren Kronen ist dieser erforderlich. Zu beachten ist, dass die Hersteller ihre Brennprogramme auf die eigenen Blöcke abgestimmt haben.
    • Gerätespezifischer Unterstellschrank für die Schleifeinheit. Das empfiehlt sich, um die Hightech-Schleifeinheit richtig zu präsentieren.
    • Für den unterbrechungsfreien Schleifbetrieb kann ein zweiter Wassertank nebst Filter und diversen Kleinteilen sinnvoll sein.

     

    Schleifeinheiten unterliegen laut AfA-Tabellen einer Abschreibungsdauer von acht Jahren. Es erscheint aber betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll, einen derart langen Zeitraum für die Amortisation heranzuziehen, da ein Großteil der Investition aus Software und Hightech-Geräten besteht, die einem deutlich kürzeren Produktlebenszyklus unterliegen.

     

    Ein Leasing mit fünf Jahren Laufzeit würde bei Kaufleasing/Vollamortisation eine Leasingrate in Höhe von netto 1.450 Euro pro Monat ergeben. Die tatsächlichen Kosten lagen niedriger, da die Praxis nicht den gesamten Betrag finanzieren musste. Im vorliegenden Fall wurden innerhalb eines Jahres in Summe 340 Kronen, Teilkronen und Inlays mit CEREC angefertigt. Hieraus würden sich - eine Leasingrate von 17.400 Euro pro Jahr angenommen - 51,18 Euro fixe Kosten pro Stück ergeben, wie die Tabelle zeigt:

     

    • Fixe Kosten CEREC

    Summe der Haupt- und Nebeninvestitionen

    81.000,00 Euro

    Amortisationsdauer in Jahren

    5

    Fixe Leasingkosten pro Jahr

    17.400,00 Euro

    Fixe Kosten pro Fall (stückzahlabhängig)

    51,18 Euro

    Auch eine Halbierung der Fallzahl, beispielsweise bei einer Einzelpraxis mit 170 Restaurationen, belässt den Fixkostenanteil pro Restauration deutlich unter dem erzielbaren Verkaufspreis.

    Fazit und Ausblick

    Beide Behandler konnten ihr prothetisches Stundenhonorar pro Behandlungsfall im Schnitt von 476,67 Euro auf 886,82 Euro (am Beispiel der Einzelkrone) und damit auch das Gesamtergebnis der Praxis deutlich steigern. In Zukunft werden - alternativ zu den abgewerteten DARs - noch mehr CEREC-Restaurationen erfolgen. Die Praxis kann die durch die GOZ 2012 entstandenen Einnahmeverluste im Bereich der hochwertigen DARs ausgleichen.

     

    Einzelkronen
    Teilkronen
    Inlays

    Gewonnene Behandlungszeit in Stunden

    70

    58

    43

    Stundenhonorar alt

    476,67 Euro

    436,67 Euro

    323,33 Euro

    Stundenhonorar neu

    886,82 Euro

    766,82 Euro

    596,82 Euro

    Rohertrag konventionell (ohne sonstige Praxiskosten)

    99.385,00 Euro

    75.980,00 Euro

    41.225,00 Euro

    Rohertrag CEREC (ohne sonstige Praxiskosten)

    123.267,98 Euro

    88.951,12 Euro

    50.729,70 Euro

     

    Der digitale Workflow bietet mit Brückengerüsten weitere Möglichkeiten, den Anteil an der Wertschöpfungskette zu erweitern. Zudem gibt es die Möglichkeit, individuelle Abutments für Implantate zu fräsen. Die beiden Zahnärzte betrachten die getätigte Investition rückblickend als sehr gute Entscheidung. Insgesamt bleibt die Arbeit mit CEREC somit weiterhin sehr attraktiv.

    Quelle: Ausgabe 01 / 2013 | Seite 8 | ID 37143300