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  • · Ratgeber/Infektionsschutz

    Mobile Raumluftreiniger: nur als Ergänzung zum Lüften!

    Bild: ©Romolo Tavani - stock.adobe.com

    | Viele Zahnärzte stehen in der Coronapandemie vor der Frage, sich Luftreinigungsgeräte für ihre Praxisräume anzuschaffen. Welches Gerät geeignet ist, ist nicht ganz einfach zu beantworten. |

    Umsatzrate des Gerätes

    Eine wichtige Kenngröße ist z. B. das Luftvolumen in Kubikmeter, das ein Gerät pro Stunde reinigen kann. Um Coronaviren ständig aus der Luft zu entfernen, raten Experten zu einer Luftwechselrate von vier bis sechs kompletten Luftwechseln in einem Raum pro Stunde (Kähler et al. 2020). Entsprechend oft sollte ein Gerät die gesamte Raumluft in einer Stunde reinigen können.

    Welche Technik: UV-Licht, Plasma oder Filter?

    Die Luftreinigung ist über Hochleistungsschwebstofffilter oder mittels anderer Filtertechniken (z. B. Aktivkohlefilter, elektrostatische Filter) zu erreichen. Daneben gibt es Luftreiniger, die mit Ozon, Plasma oder Ionisation arbeiten oder in denen die Luft mit UV-Strahlen (UV-C-Technik) aufbereitet wird. Grundsätzlich können auch mehrere Verfahren miteinander kombiniert werden.

     

    Die Virenabtötung mittels UV-C-Strahlung unterliegt der Strahlungsintensität und der Verweilzeit der Luft im Bereich der UV-Leuchte. UV-C-Technik wird schon in mobilen Raumluftreinigern eingesetzt und hat unter Laborbedingungen erste Erfolge gezeigt. Doch Nachweise über die Effektivität im Realbetrieb stehen noch aus. Zudem verweist Dr. Heinz-Jörn Moriske, Leiter der Kommission Innenraumlufthygiene beim Umweltbundesamt (UBA), darauf, dass solche Geräte so aufgestellt sein müssen, dass niemand in Kontakt mit der Strahlung kommen kann. UV-Licht kann zu Hautschäden und Schäden am Auge führen. Insgesamt rät Moriske eher zu Gewebefiltern (z. B.) Hepa-Filtern.

     

    Ein Filter muss in der Lage sein, Partikel in Virusgröße aus der Luft zu entfernen. Coronaviren haben einen Durchmesser von ca. 0,12‒0,16 Mikrometer, werden aber meist als Bestandteil größerer Partikel emittiert. [3] In Operationssälen kommen Hochleistungsschwebstofffilter am Ende einer Filterkette schon seit Jahrzehnten zum Einsatz. Das Prinzip funktioniert auch in mobilen Geräten. Doch hier ist die Aufstellsituation und die Luftführung im Raum wichtig, damit die gewünschte Reinigungswirkung erzielt wird.

     

    Filter
    Filterklassen
    Gesamtabscheidegrad (%)

    Hochleistungsschwebstofffilter (ULPA = Ultra-Low Penetration Air)

    U 15, 16, 17

    100 (> 99,999995)

    Schwebstofffilter (HEPA = High-Efficiency Particulate Air/Arrestance)

    H 13, 14

    99,95 bis > 99,995

    Hochleistungspartikelfilter (EPA = Efficient Particulate Air)

    E 10, 11, 12

    85 bis > 99,5

     

    Kaltes physikalisches Plasma wird in der Medizin bereits zur Inaktivierung von Krankheitserregern, zur Heilung chronischer Wunden und zur Unterstützung bei chirurgischen Eingriffen eingesetzt. Plasmageneratoren als Innenraumluftreiniger sind in der Lage, Sauerstoffmoleküle aus in der Luft befindlichem Wasser physikalisch-chemisch so zu verändern, dass Hydroxylradikale entstehen. Diese negativ geladenen Moleküle sind hoch reaktiv und suchen sich positiv geladene Partikel aus der Luft. Auf Viren wie SARS-CoV-2 haben sie eine hemmende Wirkung.[5] Erste vorläufige Tests mit kaltem atmosphärischem Plasma haben gezeigt, dass sie Sars-CoV-2 in Zellkulturen unschädlich machen können.

    Regelmäßiges Lüften bleibt unerlässlich

    Klar ist, dass mobile Raumluftgeräte regelmäßiges Lüften nicht werden ersetzen können. Bei winterlichen Temperaturen kann das Lüften allerdings an seine Grenzen kommen, wenn z. B. alle 20 Minuten die komplette Raumluft mittels Durchzuglüften gegen die kalte Außenluft ausgetauscht werden soll. Da sind Erkältungen des Praxisteams und möglicherweise auch der Patienten auch jenseits von Corona programmiert.

     

    Egal ob Lüften oder kontinuierliche Luftreinigung, um eine Gefahrensituation ist mit beiden Maßnahmen nicht herumzukommen: Das Infektionsrisiko im Nahfeld, wenn ein Infizierter z. B. hustet oder auch nur spricht. Das RKI betont, dass selbst eine effiziente Reduzierung von Aerosolen in der Raumluft das Risiko einer Übertragung im Nahfeld, z. B. bei Face-to-Face Kontakt bei einem Abstand von unter 1,5 m nicht effektiv verringern kann.[6] Unklar ist zudem, wie viele Viren ausreichen, um sich anzustecken. Daher kann im Prinzip noch niemand wirklich sagen, wie gut Raumluftreiniger schützen.

     

    FAZIT | Das UBA empfiehlt für die Situation an Schulen, dass in den Fällen, in denen die Lüftungsvorgaben durch Fensteröffnen nicht ausreichend umsetzbar sind, geeignete mobile Luftreiniger ergänzend zum Einsatz kommen können. Regelmäßiges Lüften entfernt als einfache und effiziente Maßnahme neben Krankheitserregern auch Feuchtigkeit, Schadstoffe und Kohlendioxid aus den Räumen.

     

    Quellen

    • (1) Kähler, C. J.; Fuchs, T.; Mutsch, B.; Hain, R.; 2020: Schulunterricht während der SARS-CoV-2 Pandemie ‒ Welches Konzept ist sicher, realisierbar und ökologisch vertretbar?, doi.org/10.13140/RG.2.2.11661.56802.
    • (2) „ÄrzteTag“-Podcast mit Dr. Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt: Mit UV-C-Licht und Ozon gegen Corona ‒ bringt das etwas? 09.11.2020, iww.de/s4461.
    • (3) Stellungnahme der Kommission Innenraumlufthygiene am Umweltbundesamt: „Das Risiko einer Übertragung von SARS-CoV-2 in Innenräumen lässt sich durch geeignete Lüftungsmaßnahmen reduzieren“, Stand: 12.08.2020, iww.de/s4462.
    • (6) RKI: Infektionsschutzmaßnahmen (Stand: 27.11.2020): „Können Luftreinigungsgeräte bzw. mobile Luftdesinfektionsgeräte andere Hygienemaßnahmen ersetzen?“; iww.de/s4465.
    • [7] „Lüften: fünfmal pro Stunde Durchzug schaffen“ (ZR 02/2021, Seite 4)
    Quelle: Ausgabe 02 / 2021 | Seite 19 | ID 47057038