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  • · Fachbeitrag · Depression

    Neuere Antidepressiva bei älteren Patienten mit erhöhter Mortalität assoziiert

    Eine antidepressive Therapie ist bei älteren Patienten über 65 Jahren nach dem Ergebnis einer großen Beobachtungsstudie in Großbritannien mit vielen Risiken verbunden: unter anderem einem erhöhten Sturz- und Frakurrisiko, vermehrten Schlaganfällen und einer erhöhten Mortalität. Überraschenderweise gilt dies für neuere Antidepressiva wie SSRIs in deutlich stärkerem Maße als für trizyklische Antidepressiva (TZA), die allerdings im Vergleich in niedrigeren Dosierungen eingesetzt wurden.

     

    Daten von mehr als 60.000 Patienten mit einer neuen Episode einer Depression wurden ausgewertet. 55% von ihnen wurden mit SSRIs, 32% mit TZA und 14% mit anderen Antidepressiva behandelt; rund 10% erhielten keine Antidepressiva (Kontrollgruppe). Wie die Autoren berichten, waren SSRIs mit dem höchsten Risiko für Stürze (Faktor 1,66) und Hyponatriämie (1,52), andere neuere Antidepressiva mit der höchsten Gesamt-Mortalität (1,66), dem höchsten Risiko für Suizidversuche / Selbstverletzungen (5,16), für Schlaganfälle / TIA (1,37), Frakturen (1,64) und Epilepsie / Anfälle (2,24) verbunden. TZA waren bei keinem untersuchten Parameter mit dem höchsten Risiko assoziiert. Als Einzelsubstanzen, die mit der ungünstigsten Prognose verbunden waren, nennen die Autoren das Trizyklikum Trazodon, Mirtazapin und Venlafaxin. Am häufigsten wurden Komplikationen in den ersten Wochen nach Beginn einer antidepressiven Therapie und nach Absetzen der Substanzen dokumentiert. Die Ein-Jahres-Mortalität betrug 7% in der Kontrollgruppe, 8,1% bei Patienten der TZA-Gruppe, 10,6% in der SSRI-Gruppe und 11,4% bei Patienten, die andere Antidepressiva eingenommen hatten.

     

    Praxishinweis |

    Zwar handelt es sich nur um eine Beobachtungsstudie, deren Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren sind. Dennoch appelliert Ian Hickie aus Sydney im Begleitkommentar zur Studie, praktische Konsequenzen aus den Daten zu ziehen: Antidepressiva sollten bei weniger schweren depressiven Episoden nicht als First-line-Therapie eingesetzt werden, insbesondere bei älteren Patienten. In dieser Hinsicht erscheint der Anteil von nur rund 10% der Studienteilnehmer, die nicht mit Antidepressiva behandelt wurden, relativ klein. Für ältere Patienten mit einer mindestens mittelgradigen Depression bleiben SSRIs nach Ansicht von Hickie die Mittel der Wahl und sollten nach dem besten Nutzen-Risiko-Profil ausgewählt werden. Empfehlenswert seien etwa Sertralin und Citalopram. Nach Beginn und nach Beendigung einer antidepressiven Therapie sollten ältere Patienten häufig einbestellt werden, mindestens einmal wöchentlich im ersten Monat.