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  • 30.11.2009 | Meta-Analyse

    Nutzen von Statinen zur Primärprävention durch neue Daten dokumentiert

    Eine Statintherapie ist nicht nur in der Sekundärprävention, sondern offenbar auch bei Risikopatienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung prognostisch von Vorteil. Darauf deuten die Ergebnisse einer aktuellen Meta-Analyse der Daten von zehn Studien mit mehr als 70.000 Teilnehmern hin. Der relative Nutzen der Therapie zur Reduktion der Mortalität sowie kardiovaskulärer Herz-Kreislauf-Komplikationen ist den neuen Daten zufolge in der Primärprävention ähnlich groß wie in der Sekundärprävention. Allerdings war der absolute Nutzen der Statintherapie bei den untersuchten Risikopatienten gering. Die Ereignisraten waren bei den behandelten Patienten nur etwa einen Prozentpunkt niedriger als in den Placebogruppen. 

    Ausgangs-LDL-Cholesterin betrug im Mittel 140 mg/dl

    Bei der Meta-Analyse wurden die Daten der großen Lipidstudien bei kardiovaskulären Risikopatienten aus den vergangenen Jahrzehnten untersucht, darunter WOSCOPS, ALLHAT, HPS und die ganz aktuelle JUPITER-Studie. Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 63 Jahre alt, 34 Prozent waren Frauen und 23 Prozent hatten Diabetes mellitus. Die LDL-Cholesterinwerte betrugen zu Beginn im Mittel 3,63 mmol/l (140 mg/dl). Die Patienten wurden randomisiert und durchschnittlich 4,1 Jahre mit verschiedenen Statinen in unterschiedlichen Dosierungen oder mit Placebo behandelt. Unter der Statintherapie wurden das Gesamtcholesterin durchschnittlich um 17 Prozent, das LDL-Cholesterin um 26 Prozent und die Triglyzeridwerte um neun Prozent verringert. Das HDL-Cholesterin stieg im Mittel um drei Prozent. 

    Relatives Sterberisiko um zwölf Prozent verringert

    Wie die Autoren berichten, starben im mittleren Follow-up von vier Jahren 5,1 Prozent der Patienten in den Statingruppen im Vergleich zu 5,7 Prozent der Patienten in den Placebogruppen - dies bedeutet eine Reduktion des relativen Sterberisikos unter Statinen um zwölf Prozent (primärer Endpunkt). Größere kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch KHK oder nicht-tödlicher Herzinfarkt) ereigneten sich bei 4,1 Prozent der Patienten unter Statinen im Vergleich zu 5,4 Prozent der Patienten unter Placebo - eine relative Risikoreduktion um 30 Prozent.  

     

    Von großen zerebrovaskulären Ereignissen (tödlicher oder nicht-tödlicher Schlaganfall) waren 1,9 Prozent der Patienten der Verum- und 2,3 Prozent der Patienten der Placebogruppen betroffen - eine relative Risikoreduktion von 19 Prozent. Bei allen Subgruppen der Patienten (Männer wie Frauen, jüngere wie ältere Patienten, Dia-betiker wie Nicht-Diabetiker) waren die relativen Risikoreduktionen ähnlich stark ausgeprägt und entsprachen etwa denen in Studien zur Sekundärprävention mit Statinen.Die Statineinnahme war nicht mit einer erhöhten Krebsinzidenz verbunden, was vor allem in früheren Jahren als mögliches Risiko galt. Die jährliche Krebsrate betrug insgesamt 1,2 Prozent und war in den Statin- und Placebogruppen nicht unterschiedlich. 

    Nutzen unabhängig von der Höhe der Cholesterinwerte

    Während die Datenlage zum Nutzen der Statintherapie in der Primärprävention bisher unsicher war, wird durch die Meta-Analyse eindeutig dokumentiert, dass auch Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren unabhängig von der Höhe ihrer Cholesterinwerte von einer Statintherapie profitieren können. Dennoch sind die Autoren sehr zurückhaltend damit, den Einsatz von Statinen zur Primärprävention zu propagieren. Die absolute Reduktion von Ereignissen sei sehr gering gewesen, schreiben sie, sodass sehr viele Patienten langfristig mit einem Statin behandelt werden müssten, um ein Ereignis zu verhindern. Zudem hatten die Studienteilnehmer ein verhältnismäßig hohes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis. In den Placebogruppen lag die Gesamtsterblichkeit pro Jahr bei 1,4 Prozent und die KHK-Mortalität bei 0,3 Prozent; jährlich erlitten 1,1 Prozent der mit Placebo Behandelten ein schweres kardiovaskuläres und 0,6 Prozent ein schweres zerebrovaskuläres Ereignis. Diese Ereignisraten sind kaum geringer als in manchen Untersuchungen zur Sekundärprävention bei Niedrig-Risiko-Patienten. Ziel weiterer Studien müsse es sein, so die Autoren, die Risikopatienten zu identifizieren, die am meisten von einer primärpräventiven Therapie mit Statinen profitierten.