21.12.2021 · Fachbeitrag · Der praktische Fall

Anerkennung des Begünstigungstransfers: Chancen und Risiken bei der Erbauseinandersetzung

von Prof. Dr. Gerhard Brüggemann, Münster

| Befinden sich steuerbefreite Vermögensgegenstände im Nachlass einer Erbengemeinschaft, kann die Erbauseinandersetzung hinsichtlich der Steuerbefreiungen für Unternehmensvermögen, für vermietete Wohnimmobilien oder für das Familienheim im Idealfall zu einem vollständigen Begünstigungstransfer führen. Die Erbauseinandersetzung kann aber auch einen Verlust der Steuerbefreiung bewirken. Der BFH hatte schon 2015 eine richtungsweisende Entscheidung zur Anerkennung des Begünstigungstransfers getroffen. Die Komplexität der Erbengemeinschaft und ihrer Auseinandersetzung ließ jedoch erwarten, dass es zu weiteren Streitfällen mit der Finanzverwaltung kommen würde. Der Musterfall verdeutlicht auf der Grundlage einer aktuellen Entscheidung des FG Düsseldorf (21.4.21, 4 K 1154/20 Erb, Abruf-Nr. 224814 , Rev. BFH: II R 12/21 ), worauf bei der Erbauseinandersetzung zu achten ist und wie die Erfolgsaussichten der eingelegten Revision einzuschätzen sind. |

1. Musterfall

Die Eltern verstarben im Jahr 01 kurz nacheinander. Die Söhne A und B beerbten sowohl die Mutter als auch den Vater zu je 1/2. Zum Nachlass der Mutter gehörten verschiedene Grundstücke, zum Nachlass des Vaters (Erblasser) ebenfalls Grundstücke, aber auch eine 20%ige Kommanditbeteiligung an einer X-GmbH & Co. KG (KG) sowie eine 20%ige Beteiligung an der Komplementärin der KG, der X-GmbH (GmbH). Die übrigen 80 % an der KG und der GmbH hielt im Zeitpunkt des Erbfalls bereits A. Im Einzelnen ergaben sich für den Nachlass des Vaters folgende Werte:

Nachlass des Vaters
Vermögensgegenstand	Wert bei A (1/2)	Wert bei B (1/2)
X-Straße. 1	65.595	65.595
X-Straße. 2	143.500	143.500
Y-Straße. 3	260.000	260.000
Z-Straße	17.000	17.000
KG-Beteiligung (einschl. GmbH)	156.128	156.128
Summe	642.223	642.223