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  • · Fachbeitrag · Interview

    „Vor 20 Jahren hatten wir in der Substitution sehr unruhige Zeiten!“

    | Im Februar 1998 wurde in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) zum ersten Mal die Substitution geregelt. Damit wurde den Apotheken eine besondere Rolle zugedacht. Seit Mai 2017 gilt die Novelle der BtMVV, womit u. a. die Vorschriften für die Take-home-Verschreibung gelockert wurden. Christiane Fahrmbacher-Lutz, Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie in Augsburg, hat die Substitutionstherapie von Anfang an aktiv mitgestaltet. Sie gehörte zu den ersten Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) und ist Vorstand und Gründungsmitglied der Bayerischen Akademie für Sucht und Gesundheitsfragen. Ursula Katthöfer ( www.textwiese.com ) sprach mit ihr über ihr bewegtes Leben als Apothekerin in der Suchtmedizin. |

     

    Frage: Was fällt Ihnen heute zur Substitution im Jahr 1998 ein?

     

    Antwort: Das waren sehr unruhige Zeiten. Damals wurde die Substitution zum ersten Mal gesetzlich geregelt und das bis dahin gebräuchliche DHC wurde Mittel der zweiten Wahl. Fachleute hatten befürchtet, dass wir mit der frisch geänderten BtMVV viele Todesfälle haben würden. Genau das trat ein. Die Umstellung von Codein auf Methadon klappte nicht. Dosierung und Konzentration waren plötzlich viel höher als das, was die Patienten gewohnt waren. Eine tödliche Mischung. Es war nicht allen klar, wie ein Stoff mit längerer Halbwertszeit kumuliert. Codein ‒ das damals gebräuchlichste Mittel zur Substitution ‒ wirkt nur kurz und baut sich schnell wieder ab. Doch ein Mittel wie Methadon hat eine deutlich längere Halbwertszeit und flutet nicht so rasch an. Die Patienten vermissten die schnelle Wirkung und dosierten zu häufig nach. Die Umrechnung von der Codein-Dosis auf Methadon war auch ein Problem. Ich erinnere mich noch gut an die Codein-Hotline. Ich gehörte zu denen, die Tag und Nacht ein Handy dabeihatten. Immer wieder rief jemand an, es war sehr stressig. Auch die strukturellen Defizite bei der Behandlung traten nun, da ein BtM eingesetzt wurde, deutlich zutage.