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  • · Fachbeitrag · Büroführung

    BIM: Der „Stand der Technik“ in 21 Statements

    | Wo fängt BIM an, wo hört es auf? Rentiert sich BIM auch für kleine oder mittlere Büros und Projekte? Was bedeutet BIM für die Bürostruktur und -organisation? Antworten auf diese und weitere Fragen lieferte der BIM Kongress von Graphisoft am 10. November 2015 in Frankfurt. Moderator Wojciech Czaja hat die Essenz der Vorträge in 21 Statements zusammengefasst. Diese stellen „den Stand der BIM-Technik“ wunderbar dar. PBP Planungsbüro professionell dankt Graphisoft für die Erlaubnis zum Abdruck. |

     

    • 21 Statements zum „Stand der Technik in Sachen BIM“

    Stichwort

    Statement

    1. Parametrisches Planen

    BIM ist mehr als nur 3D. BIM ist eine räumliche Datenbank mit textlichen und tabellarischen Qualitäten. BIM ist ein völlig neues Umdenken.

    2. Situationselastizität

    Vor allem bei Leitdetails, repetitiven Elementen und einer Änderung der baulichen Matrix erleichtert BIM das Umplanen, das Ändern von Anzahl und Größe.

    3. Detailtiefe

    Oft verfällt man bei BIM dem Reiz, von Anfang an in großer Detailtiefe zu planen. Das muss nicht sein. Das darf nicht sein! Wie auch schon bislang in der Planung, muss man sich genau überlegen, welche Detailtiefe zu welchem Zeitpunkt in welchem Planungsprozess angemessen ist und welcher nicht. Ein zu genauer Detaillierungsgrad, zu viel Information, zu viele Attribute machen mir als Planer, als Planerin das Leben schwer. Lieber grob beginnen und erst im Laufe des Planungsprozesses vertiefen und ausdetaillieren.

    4. Leitdetails

    BIM eignet sich für Maßstäbe von 1:100 bis 1:20. Also all jene Maßstäbe, in denen man heute schon Aufbauten, Beläge und Oberflächen detailliert. Technisch ausgetüftelte Leitdetails wird man unter Umständen auch in Zukunft noch in 2D ausformulieren. Bei solchen Leitdetails, die repetitiv sind, die also immer wieder in einem Bauwerk vorkommen, wird es jedoch Sinn machen, diese in 3D zu übersetzen und ins große BIM-Modell zu implementieren.

    5. Oder doch im Gegenteil: Kein 2D

    Wenn BIM, dann auch wirklich! Wenn man dreidimensional baut, dann verträgt sich das nicht mehr mit zweidimensionalen Planungsprozessen im Büro. Die Entscheidung muss konsequent sein.

    6. Implementierung

    BIM ist das Arbeiten an einer gemeinsamen Mutterdatei. Der Vorteil daran ist, dass man auch kleinere Elemente oder auch nur Auszüge, eine Tochterdatei, in die große Datei leicht implementieren kann. Derjenige, der auf den Knopf drückt und das alles in einer Generaldatei zusammenfügt, der übernimmt auch die Verantwortung.

    7. Struktur

    BIM ist Kontrolle. BIM ist ein unausweichlich. Aber ohne die richtige Struktur werden Sie mit BIM scheitern.

    8. Vorteile

    Planungsgenauigkeit, Schnelligkeit, Effizienzsteigerung, leichtere Kommunikation, Reduktion von Fehlern, keine Schnittstellen-Ungenauigkeit mehr zwischen Plänen, Word-Dokumenten, Excel-Listen und sonstiger Ausschreibungs-Software. Außerdem vollständige Dokumentation, Einbeziehung laufender Betriebskosten und Life-Cycle-Costs in den Planungsprozess.

    9. Nachteile

    Umstieg, Umstrukturierung, völliges Umdenken im Büro.

    10. Umstieg

    Erfahrungsbericht eines Umstiegs in einem Darmstädter Architekturbüro: Der Umstieg von Reißschiene auf CAD in 2D war ein kleiner. Das Medium hat sich geändert, die Tools jedoch waren die gleichen: Strich, Fläche, Text. Der Umstieg von CAD 2D auf CAD 3D ist ungleich größer. Er ist enorm. Der Umstieg darf nicht zu schnell über die Bühne gehen. Es ist ein Motorenwechsel in einem Architekturbüro und zwar meistens bei voller Fahrt.

    11. Disziplin

    Mit BIM gibt es kein Gefummel mehr. Dass der Bauleiter auf die Baustelle kommt und sagt: Das machen wir jetzt doch ein bisschen anders - das gibt es dann nicht mehr. BIM braucht eine gewisse Disziplinierung im planerischen Alltag. Das ist hart, das tut weh, aber es muss sein.

    12. Generationen-problem

    Viele über 50 sind skeptisch. Viele unter 50 sagen Jawohl! Das muss sein, denn die Konkurrenz schläft nicht.

    13. Konkurrenz

    BIM ist supertoll! Das ist kein Argument. BIM ist in erster Linie eine wirtschaftliche Entscheidung. Die größte Konkurrenz zu einem wirtschaftlichen Planungsprozess werden in Zukunft nicht die Architekturkollegen sein, sondern die Bauträger und Generalunternehmer. Wenn wir die Zukunft des Bauens nicht diesen Investoren und gewinnorientierten Systemen überlassen wollen, werden wir auf diesen fahrenden Zug aufspringen müssen. Wer den Schritt nicht schafft, für den wird es in ein paar Jahren schlecht aussehen.

    14. Kosten

    BIM kostet viel in der Anschaffung, sagen einige. Das stimmt, was die reinen Anschaffungskosten betrifft. Doch so wie mittlerweile den gesamten Bauprozess muss man auch im Planungsprozess den gesamten Lebenszyklus betrachten. Langfristig betrachtet - das sind die Kosten von Graphisoft - kostet BIM rund 100 Euro pro Mitarbeiter und Monat. Was die Kosten für Umplanung, Koordination und Kommunikation betrifft, muss jedes Büro für sich selbst entscheiden, ob es diese Kosten für angemessen erachtet oder nicht.

    15. Honorierung

    Im Bereich und durch Anwendung von BIM kommt es zu einer Verschiebung der Leistungsaufwände. Wenn man das Datenmodell schon von Beginn an aufbaut, wenn man Elemente aus den Leistungsphasen 5 und 6 bereits in der Leistungsphase 3 berücksichtigt und mitplant, dann kommt es zu sogenannten Vorziehen von Leistungen. Dieses Vorziehen ist in der heutigen HOAI, in der heutigen Honorarordnung noch nicht berücksichtigt. Das führt zu Problemen, wenn man keinen Vollauftrag hat. Daher ist es wichtig, dies im Vertrag zu regeln, damit diese Leistungen vergütet werden.

    16. Aufgabe

    BIM lohnt sich bei jeder Projektgröße. Und zwar nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Sanierungen und Umbauten. Allerdings empfiehlt es sich, auch hier wieder eine gewisse Konsequenz und Disziplin an den Tag zu legen. Das Aufmaß muss mit Tools stattfinden, das dem BIM angemessen ist, beispielweise mit Messzeichnungen, Punktewolken, Kameradrohnen. Mit Zollstock und Maßband kommt man hier nicht weit.

    17. Schnittstelle (digital)

    Man kann Rhino wie eine Marionette bedienen. Man kann Grashopper wie eine Marionette bedienen. Man kann ARCHICAD wie eine Marionette bedienen. Jede Planungsphase hat ihr jeweils optimales Planungstool. Der Vorteil dabei: Jede Schnittstelle, jeder Systemwechsel, jedes Implementieren ist zugleich auch ein Prüfprozess, ob alles passt.

    18. Schnittstelle (physisch)

    Jede Schnittstelle ist eine technische und logistische Herausforderung, die im Büro auch entsprechende Manpower verlangt. Sprich: einen BIM-Manager. Die große Frage dabei: Ist ein Büro so weit, hier einen voll ausgebildeten Fachmann einzustellen?

    19. Wirtschaftlichkeit und Effizienz

    Immer mehr Planungsqualität in immer kürzerer Zeit zu immer geringeren Kosten. Wie soll das ohne BIM gehen?

    20. Paradigmenwechsel

    BIM ist nicht nur ein Planungstool, sondern vor allem ein Kommunikationstool zwischen unterschiedlichen Planern und Gewerken.

    21. Zukunft

    In der Flugzeug- und Automobilindustrie hat die Digitalisierung, die mit BIM vergleichbar wäre, schon vor 20 Jahren stattgefunden. Wir werden nicht umhinkommen, uns damit auseinanderzusetzen.

     

     

    FAZIT | Die Konkurrenz schläft nicht bzw. ist schon voll auf den BIM-Zug aufgesprungen. Gerade mittelständische Bauunternehmen und Generalunternehmer werden „dank BIM“ mit Architekten und Ingenieuren noch mehr um Planungsaufträge konkurrieren. Strategische Entscheidungen sind deshalb gefordert. Das hat der BIM-Kongress von Graphisoft sehr deutlich gemacht.

     
    Quelle: Ausgabe 12 / 2015 | Seite 18 | ID 43732556